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danach die Königin Maria Josefa das nach ihr benannte Josefinen-
stift, die erste rein katholische Stiftung der Art in Sachsen seit
der Reformation. Daß sich der Calvinismus Gleichberechtigung
unter August dem Starken errang, ist erwähnt worden.
Gleichzeitig fanden aber auch die Freimaurerlogen aus
England über Hamburg den Weg nach Sachsen, die ebenfalls ihr
Ziel in der Bekämpfung des kirchlichen und politischen Despotis-
mus suchten. Nachdem 1737 die ersten Logen auf deutschem
Boden in Hamburg und Braunschweig eröffnet waren, stiftete Graf
Rutowski 1738 die erste Loge Sachsens in Dresden. Dieser war
schon 1735 zu Warschau in den Bund aufgenommen worden. Dort
wie in Dresden, wo die Loge den Namen Aux trois aiglons blancs
(zu den drei weißen Adlern) erhielt, war französischer Einfluß,
französische Sprache und französisches Zeremoniell maßgebend, ein
Zeichen, daß die Freimaurerei zur Modesache wurde und damit
verflachte; trat ja auch ein so ideal angelegter Mensch wie Graf
Brühl ein und gelangte zur Würde eines Meisters vom Stuhle.
1741 ward in Leipzig, wo schon 1736 sieben im Auslande
in Logen aufgenommene Brüder einen maurerischen Verein be-
gründet hatten, eine Loge gestiftet, die 1745 die Benennung
Aux trois compas (zu den drei Zirkeln) annahm. Die wei-
teren Gründungen können uns hier nicht interessieren. Im all-
gemeinen aber machte sich der, wenn auch vielfach nur oberfläch—
lich gepflegte maurerische Geist zusamt der ganzen geistigen Zeit-
richtung in manchen Akten milderer Anschauung bemerklich. So
wurde 1751 den Dresdener Juden gestattet, einen Begräbnisplaß
bei Dresden anzulegen, während sie bisher genötigt gewesen waren,
ihre Leichen nach dem jüdischen Friedhof zu Teplitz zu bringen.
1756 wurde die öffentliche Kirchenbuße für moralische Vergehungen,
insbesondere für gefallene Mädchen, abgeschafft. ·
Ehe aber die Aufklärung ihren Siegeszug begann, hatte die
uns in den Namen Spener und Francke bekannt gewordene Be-
wegung des Pietismus, weithin die Gemüter ergriffen- Aus
ihr ist die Begründung der Herrnhuter Gemeinde durch den
Grafen Zinzendorf hervorgegangen. Nikolaus Ludwig wurde
als Sohn des sächsischen Konferenzministers von Zinzendorf am