Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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26. Mai 1700 zu Dresden geboren; zu seinen Taufpaten gehörte 
der Begründer der pietistischen Richtung, der uns bekannte Spener. 
Nach dem frühen Tode des Vaters erzog ihn zunächst die eben— 
falls den pietistischen Kreisen angehörige Großmutter, eine Frau 
von Gersdorf, dann kam er auf das Franckesche Pädagogium nach 
Halle, wo er ganz für den Pietismus gewonnen wurde. Nach 
dem Besuche der Universität Wittenberg ging er zwei Jahre auf 
Reisen, die ihn nach Holland, Frankreich und der Schweiz führten. 
Zurückgekehrt, erhielt er 1721 den Titel eines Hofrates, gab aber 
diese Stellung auf, da einem Manne, wie er war, das Dresdener 
Hofleben überaus widerwärtig sein mußte. Seit 1722 mit der 
gleichgefinnten Gräfin Reuß von Ebersdorf vermählt, wandte er 
seit dieser Zeit auf seinem Lausitzer Gute Berthelsdorf seine Auf- 
merksamkeit einigen aus Schlesien, Böhmen und Mähren dorthin 
gekommenen „Erweckten“ zu. Nachdem sich deren Zahl vergrößert 
hatte, siedelte er sie, wie die Großmutter gleiches 1724 auf 
ihrem Gute Großhennersdorf getan hatte, auf dem ihm gehörigen 
Hutberge an und nannte diese Neugründung Herrnhut; im 
Jahre 1727 gab er ihnen die erste kirchliche Verfassung, die vor 
allem auf stille Frömmigkeit und praktisches Christentum abzielte. 
Da die Gemeinde sehr bald, namentlich durch Zuzug aus Böhmen 
und Mähren wuchs, so erhob Österreich Klage, und so ereilte 
ihn 1736 die Landesverweisung, welche besonders Rücksicht auf 
seine Absonderung von der Landeskirche nahm. Nach Aufhebung 
des Verbannungsdekrets im Jahre 1747 kehrte Zinzendorf nach 
der Heimat zurück. Durch eine dem Grafen Brühl vermittelte 
Anleihe von 150000 Gulden eröffnete er diesem das Verständnis 
für die lutherische Rechtgläubigkeit der Herrnhuter, die übrigens 
auch noch von einer besonderen Kommission auf diesen Punkt 
geprüft wurde. Daraufhin sicherte das Reskript vom 20. Sept. 
1749 der neuen Sekte ungestörten Aufenthalt in ganz Sachsen, 
den Lausitzen und der Grasschaft Barby. In der letzteren hatten 
sie vor kurzer Zeit die Domäne gepachtet und errichteten nun 
die noch heute blühende Erziehungsanstalt Gnadau; eine des- 
gleichen von ihnen 1742 gestiftete Schule findet sich zu Niesky in 
Schlesien. Zinzendorf starb am 9. Mai 1760 zu Herrnhut.
	        
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