Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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eine jährliche Rente von 10000 Gulden und verließ die Stadt auf 
Nimmerwiedersehen. Sodann rückte der Kurfürst am 5. Januar 
1547 vor das reiche Leipzig, um sich an ihm von seinen finanziellen 
Nöten gründlichst zu erholen. Aber die Stadt, von Sebastian 
von Walwitz ausgezeichnet verteidigt, sah ihr ausdauernde 
Tapferkeit durch den Abzug des Kurfürsten in der Nacht auf den 
27. Januar 1547 belohnt. 
Moritz war durch Johann Friedrichs Vorrücken doch sehr 
überrascht gewesen. Er konnte nur die wichtigsten Plätze des Landes, 
Leipzig, Dresden, Zwickau, Freiberg und Chemnitz, mit Verteidi- 
gungstruppen versehen. Aber die Stimmung der Bevölkerung, 
nicht nur in den kurfürstlichen Städten, wie namentlich in Zwickau, 
sondern sogar im eigenen Lande, selbst in Dresden, lähmte Moritz 
in der Aufbietung der gesamten Wehrkraft. Joachim von Branden- 
burg nutzte die Notlage Moritzens aus, indem er sich am 20. Fe- 
bruar von Moritz die Nachfolge seines Sohnes, des Mark- 
grafen Friedrich, auf dem Magdeburger Stuhle ausbedang 
gegen die Sendung von nur 400 Mann Hilfstruppen. Der 
Kaiser sandte ihm zwar den tollen Markgrafen Albrecht von 
Kulmbach zu Hilfe; aber dieser wurde, wie schon früher er- 
zählt, in der Nacht vom 1. zum 2. März in Rochlitz durch 
einen Handstreich des Kurfürsten aufgehoben. Vor allem aber 
erwies sich König Ferdinand als eine Stütze, die selbst erst der Stütze 
bedurfte. In Böhmen wuchs der protestantische Aufstand der- 
maßen, daß er, nur von 100 Reitern begleitet, am 1. März 
1547 in Dresden mehr als Hilfesuchender, denn als Bundesgenosse 
anlangte. Ein Glück für ihn und Moritz, daß der Kurfürst seine 
günstige Lage nicht ausnutzte. Zwar sandte Johann Friedrich 
seinen Feldhauptmann, Wilhelm von Thumshirn, nach dem 
Vogtlande und dem Erzgebirge, aber zu einer Unterstützung des 
böhmischen Aufstandes, wie sie Ferdinand fürchtete, die Böhmen 
aber sehnlichst hofften, konnte er sich nicht aufschwingen. 
Während nun so die Dinge anscheinend in den Sumpf ge- 
rieten, erörterte Moritz am 22. März zu Dresden mit König 
Ferdinand einen kühnen Plan, von dessen Ausführung man die ent- 
scheidende Wendung des Krieges datieren darf. Die beiden Für-
	        
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