Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Kurfürst Friedrich August III. bis zur Gewinnung 
der Königskrone 1768—1806. 
Der neue Herrscher, geb. am 23. Dez. 1750, brachte für die 
ihm bevorstehende schwere Aufgabe vor allem zwei unschätzbare 
Eigenschaften mit: einen auf Liebe zu seinem Volke beruhenden 
guten Willen und eine streng-rechtliche Gesinnung, der er den 
ihm später verliehenen schönen Beinamen des Gerechten verdankt. 
Einer verfehlten Anfangserziehung, die ein Baron von Wessen- 
berg und ein sittlich keineswegs einwandfreier Piemontese, der 
Abbé Victor leiteten, ist es Schuld zu geben, daß der heran- 
wachsende Fürst mit der Außenwelt nie in Beziehung trat und 
infolge einer überspannten Auffassung von seiner fürstlichen Stel- 
lung und einer unglaublichen Vorliebe für strenge Etikette erst 
später sich die rechte Kenntnis der Menschen und der Ver- 
hältnisse aneignete. Hierzu trug eine außerordentliche, auch 
später noch zu bemerkende Schüchternheit und Insichgekehrtheit 
bei; überdies erfüllte Wessenberg, selbst sehr abergläubisch, das 
Herz des Knaben mit so törichter Gespensterfurcht, daß er selbst 
am hellen Tage nur mit Zittern allein blieb. Einen wohl- 
tätigen Einfluß gegen diese unangemessene Erziehungsweise übte 
der Jesuitenpater Franziskus Herz aus. Als der Prinz zwölf 
Jahre alt geworden war, trat der genannte Abbé Victor an Wessen- 
bergs Stelle, der dann 1764 wieder von dem aus der Schweiz 
stammenden Malteserkomtur Freiherrn von Forell abgelöst wurde; 
unter ihm beschäftigte sich mit dem fürstlichen Knaben ein Katho- 
lik, der Kammerherr von Stöcken, und ein Protestant, der Hof- 
und Justizienrat Christoph Gottlob von Burgsdorf, dessen Gerad- 
heit und Offenheit bei dem späteren Kurfürsten in so guter Er- 
innerung blieb, daß er ihm, ganz gegen die sonstige strenge Hof- 
etikette, stets freien Zutritt zu sich gestattete. — Man muß bei 
diesem häufigen Wechsel daran denken, daß die Entwickelungs- 
jahre des Fürsten in die Stürme des Siebenjährigen Krieges 
fallen. Als der Krieg vorbei war, lenkte die nunmehrige Kur- 
fürstin ihre Aufmerksamkeit um so mehr dem Kurprinzen zu und 
Sturmhyoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 34
	        
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