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sie fand Unterstützung an zwei ganz grundverschiedenen Män-
nern, die allerdings auch zwei ganz verschiedene Aufgaben er-
füllten. Auf Empfehlung des Papstes Benedikt XIV. war der
am 2. April 1739 zu Fano geborene Camillo Marcolini,
dem dann der Grafentitel in päpstlichen Schreiben zuerteilt wird,
während seine Familie sonst dem niederen Adel angehörte, am
21. Juli 1752 nach Dresden gekommen und unter die könig-
lichen Silberpagen ausgenommen worden. Er machte es sich zum
Verdienst, den elf Jahre jüngeren Kurprinzen, der verzärtelt und
verängstigt worden war, zum Gebrauch seiner Kräfte und Glied-
maßen zu ermutigen. „Er hat mir,“ wie sich Friedrich August
äußerte, als er vom Tode des Mannes erfuhr (gest. 10. Juli
1814), „gleichsam erst das Gehen gelehrt, denn ich war in meiner
Jugend so verwöhnt und vernachlässigt worden, daß ich mich
5. B. nicht getraute, eine Anhöhe auf und ab zu steigen.“ Er
brachte dem Kurprinzen auch Lust an sonstigen körperlichen Übungen
und am Weidwerk bei, wofür ihm der spätere Kurfürst und König
in treuer Dankbarkeit ergeben blieb. Marcolini wurde 1769 Ober-
hofmeister, dann Wirkl. Geh. Rat, Oberstallmeister, seit 1780
Generaldirektor der Künste und Kunstakademien und Direktor der
Meißner Porzellanmanufaktur, in welchen beiden Amtern er sehr
Tüchtiges leistete, und schließlich 1809 Kabinettsminister.
Auf die geistige und die Charakterentwickelung des jungen
Fürsten hatte aber den tiefsten und wohltätigsten Einfluß Christian
Gotthelf Gutschmid, der vom Februar 1764 an ihn in den
Rechtswissenschaften zu unterweisen anfing, während der genannte
von Burgsdorf den geschichtlichen Unterricht übernahm. Gut-
schmid, am 12. Dez. 1721 zu Köhren bei Kottbus als Sohn
des dortigen Pfarrers geboren, hatte in Halle erst Theologie,
dann dort und in Leipzig Jura studiert und sich seit 1749 in
letzterer Stadt als Rechtsanwalt niedergelassen. Seit 1762 war
er mit der Leitung des Geheimen Archivs betraut, auch lernten
wir ihn schon als Mitglied der Restaurationskommission kennen:
bei den Friedensverhandlungen zu Hubertusburg war er dem Ge-
heimen Rat von Fritsch als Hilfsarbeiter zugeteilt. Ihm in es
zuzuschreiben, daß sich der Kurfürst dem Einflusse seines Oheims