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merksam, wie sich Sachsen zuungunsten Preußens die Hände binden
wolle, als auch ließ er am 1. Febr. durch den preußischen Ge-
sandten in Dresden, den Grafen Geßler, dem sächsischen Kabinett
sagen, daß der König von Preußen zwar die Neutralität Sachsens
soviel als möglich respektieren, aber niemals einer derartigen Neu-
tralitätskonvention beitreten werde. Ferner überbrachte Luchhesini,
der im Begriffe stand, sich auf seinen Posten nach Warschau zu
begeben, den Auftrag, dem Kurfürsten ein Handschreiben des Königs
zu übergeben und ihn mündlich über die wahre Bedeutung des
österreichischen Vorschlags aufzuklären; auch händigte er einen
vertraulichen Brief über dasselbe Thema dem Minister von Gut-
schmid ein. Wenngleich nun Luchchesini mit seiner Aufnahme in
Dresden sehr zufrieden war, so lautete die am 5. Febr. nach Berlin
gehende Note des Grafen Loß doch noch immer auf Festhalten
an der Neutralitätskonvention.
Dann lief am 14. Febr. eine preußische Note ein, die noch
einmal in klarer und rückhaltloser Sprache die Einseitigkeit des
sächsischen Vorgehens tadelte. Auch Zinzendorf und der ihm zu
Hilfe geschickte sächsische Gesandte in München, Graf Riaucourt,
der sich gerade auf Urlaub befand, konnten nichts Tröstliches
melden. So beschloß denn das Geheime Konsilium am 15. Febr.,
daß man zwar auf der Neutralität beharre, daß aber der Ab-
schluß einer einseitigen Neutralitätskonvention mit HÖsterreich nicht
anzuraten sei. In diesem Sinne wurde Graf Hartig beschieden
und nach Berlin geschrieben. Im übrigen hatte man, da über
die Truppenzus ziehungen in Böhmen Bedrohliches gemeldet
wurde und der nach Böhmen aus Ungarn abberufene Feldmarschall
Laudon geäußert haben sollte, diesmal werde er sich nicht, wie
im letzten Kriege, die Gelegenheit, sich Sachsens zu bemächtigen,
entschlüpfen lassen, die Beurlaubten unverzüglich unter dem Vor-
wande einberufen, daß die Übungslager dieses Jahr eher als
gewöhnlich stattfinden sollten.
Der Tod des Kaisers Josef II., am 20. Febr. 1790, klärte
die Situation wenigstens für Sachsen, indem Graf Loß am 28. Se-
bruar durchaus beruhigende Zusicherungen nach Berlin gab und
in Wien den Wunsch aussprechen ließ, man solle nun nicht weiter