Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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licher zutage; es gab sich nun kaum noch die Mühe, seine 
wahren Absichten zu verhehlen, die überdies durch die immer 
drohender werdende Kriegsgefahr von seiten Frankreichs gegen 
die Verbündeten von Pillnitz gefördert wurden. Der Wiener Hof 
sah deshalb die Notwendigkeit ein, nachdem er sich mit dem von 
Berlin verständigt hatte, die polnische Frage so bald als möglich 
unter Dach und Fach zu bringen, und zwar immer soviel als 
möglich im Hinblick auf Rußland oder im Einverständnis mit 
ihm. Dementsprechend ward der Chevalier von Landriani von 
Wien nach Dresden geschickt, um zwar nochmals den Kurfürsten 
zur Annahme der polnischen Krone zu bewegen, aber ihn zu 
gleicher Zeit vor Forderungen zu warnen, die den Petersburger 
Hof reizen könnten. Kurfürst Friedrich August blieb aber bei seiner 
Meinung: „Entweder geben die Mächte, insbesondere auch Ruß- 
land, dic feste Zusicherung, daß sie die Übertragung der Krone 
Polens an Sachsen in der mir richtig erscheinenden Form geneh- 
migen, oder ich lehne das polnische Anerbieten überhaupt ab.“ In 
diesem Sinne beschied er auch am 14. Febr. die polnischen Unter- 
händler, und stellte seine ganz präzisen Forderungen für eine macht- 
volle Gestaltung des Königtums. In einer weiteren Note vom 3.März 
kündigte er die Absendung eines außerordentlichen Gesandten nach 
Warschau an, um über einige noch unerledigte Punkte Eröff- 
nungen entgegenzunehmen. 
Dic polnischen Patrioten waren nun perfid genug, die Note 
des Kurfürsten vom 14. Febr. dem Reichstage überhaupt nicht 
mitzuteilen, dagegen nur die vom 3. März, so daß es nun allrr- 
dings den Anschein gewann, als habe Kurfürst Friedrich August 
endlich angenommen. Abgesehen davon, daß Lügen kurze 
Beine haben und man drpch schließlich die Note vom 14. Febr. 
nicht länger verheimlichen konnte, hatte sich unter dem Drucke 
der französischen Gefahr Osterreich durch Vertrag vom 7. Febr. 
1792 mit Preußen verständigt und auch Rußland zu ge- 
meinschaftlichem Einvernehmen eingeladen. Damit war bon 
dieser Seite aus das Schicksal Polens entschieden. Eine weitere 
Wendung zum Unglück war der am 1. März 1792 erfolgte Tod 
Leopolds II., der den Schwerpunkt der Entscheidung noch mehr
	        
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