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schaffung der Porzellanniederlage, die zunächst nach Wilna kam.
Das Palais mit Zubehör wurde für 70000 Dukaten, zahlbar
in acht Jahresterminen, von der preußischen Regierung angekauft.
Die letzte Quote war noch nicht lange bezahlt, als Polen schon
wieder eine Rolle in der sächsischen Geschichte zu spielen be-
gann. — — —
Das Ableben Leopolds II. am 1. März 1792 brachte für
Sachsen das Reichsvikariat, das letzte, welches von ihm verwaltet
worden ist, und damit natürlich auch die Wiederholung der
alten Zänkereien und Umständlichkeiten. Aber man hatte gar
bald mit ganz anderen Dingen zu tun. Am 20. April 1792
erzwang die französische Nationalversammlung die Kriegserklärung
an den König von Ungarn und Böhmen; eine möglichste Ab-
kürzung des Interregnums war dadurch dringend geboten. Am
5. Juli schon erfolgte die Wahl des ältesten Sohnes Leopolds,
Franz II., und am 14. Juli die Krönung des neuen Kaisers.
Unmittelbar danach fand zwischen ihm und Friedrich Wil-
helm II. eine Zusammenkunft in Mainz statt, wo man sich über den
nun notwendig gewordenen Feldzug verständigen wollte. Da beide
Verbündete ihre begehrlichen Blicke schon auf Polen zu richten
begannen, konnte freilich ein einheitliches Vorgehen nicht erwartet
werden. Dabei trat zutage, daß der neue Herrscher Deutschlands
nicht gesonnen war, die vorsichtig abwägende Politik des Vaters
fortzuführen: am 19. Aug. wurde Fürst Kaunitz, seit fast fünzig
Jahren der Berater des habsburgischen Hauses, entlassen, und
Graf Cobenzl trat an seine Stelle. — Bekanntlich verlief der Feld-
zug des Jahres 1792 gegen Frankreich kläglich, namentlich da die
vorsichtige, dem ganzen Unternehmen ohne Vertrauen und Begeiste-
rung gegenüberstehende Strategie des gemeinsamen Feldherrn,
des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig mit des
Königs von Preußen vordrängender Tatenlust in geheimem Wider-
spiel stand. Die Eroberung Longwys am 28. Aug., Verduns am
2. Sept. und schließlich das mit Vorteil begonnene Treffen bei Valmy
am 20. Sept. blieben unbenutzt. Am 29. Sept. mußte Braunschweig
mit den preußischen Truppen und dem mit diesen vereinigten
Sachsen-Weimarischen Kontingent den Rückzug antreten, während