Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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die Osterreicher ihre Truppen nach Belgien zurücknahmen. Schlim- 
mer aber als das Mißtrauen Osterreichs gegen Preußen auf 
dieser Seite wirkte die Entwickelung der Dinge in Polen, wo 
sich die Preußen, noch ehe der Reichstag von Grodno die er- 
zwungene Zustimmung dazu gab, kraft des am 23. Jan. mit 
Rußland geschlossenen Geheimvertrags schon in den Besitz der 
ihnen zugesicherten Landesteile gesetzt hatten, während, wie er- 
wähnt, für Osterreich nichts abfsiel. In hellem Zorn über die ihm 
gewordene Benachteiligung entließ Franz II. Cobenzl und Spiel- 
mann und machte in der Person des Freiherrn von Thugut einen 
erklärten Preußenfeind zum Lenker des Staatsruders. 
Kurfürst Friedrich August wurde über die östlichen Verhält- 
nisse durch seinen sehr tüchtigen Vertreter in Petersburg, den 
Geh. Rat Gustav Georg von Völkersahm, der, in Livland be- 
gütert, auch mit den russischen Dingen wohl vertraut war, in aus- 
gezeichneter Weise auf dem Laufenden erhalten. Bei dem, wie 
es schien, fast unvermeidlichen Bruche zwischen den beiden Nachbar- 
staaten ist es wohl zu verstehen, wenn er den Anträgen Preußens 
und Österreichs, ihrer Koalition beizutreten, gegenüber sich immer 
wieder auf sein Neutralitätsprinzip zurückzog. Aber natürlich regte 
sich ihm auch bei den Fortschritten der Franzosen Sorge und vater- 
ländischer Unmut. Am 14. Okt. 1792 eroberte General Custine 
durch feigen Verrat Mainz; bald folgte Frankfurt und auf dem- 
selben Platze, über den vor wenigen Monaten der pomhhaste 
Zug des neuerwählten Kaisers sich bewegt hatte, mußte für 
den Sanskülottengeneral ein Thron errichtet werden, von dem 
aus er der schweigend harrenden Bürgerschaft seine übermütigen 
Befehle erteilte. Da ermannte sich auch am 23. Nov. der deutsche 
Reichstag, indem er zur Wiedergewinnung der besetzten Reichs- 
gebiete die schleunige Aufbringung eines Triplum, d. i. des Drei- 
fachen der durch die Reichskriegsmatrikel den einzelnen Reichs- 
ständen zugeschriebenen Militärkontingents anordnete. Für Sach- 
sen betrug das 4800 Mann, die aber wesentlich vermehrt wurden 
und auf Grund einer am 7. Jan. 1793 zu Berlin abgeschlossenen 
Konvention schon am 10. Febr. 1793 unter der Führung bes 
Generalleutnants von Lindt zu dem Heere des Herzogs von Braun-
	        
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