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dem Fenster seiner Herberge der gefangene alte Kurfürst mit
philosophischer Ruhe zu. Dagegen verwunderte er sich über die
merkwürdige Gesellschaft, in der sich der neue Kurfürst oft genug
sehen ließ. Trinkgelage und Liebeshändel füllten in einer selbst
für jene Zeit auffälligen Weise seine Zeit aus. Doch verfolgte
er auch die politischen Angelegenheiten mit Aufmerksamkeit. Unter
diesen war von besonderer Wichtigkeit der Antrag des Kaisers
auf Bildung einer Reichskriegskasse oder, wie man damals sagte,
„eines Vorrates“; ausdrücklich sollte er nicht bloß gegen äußere
Feinde dienen, sondern auch dann, wenn jemand im Reiche sich
auflehne und dessen Frieden bräche. Trotz der Abneigung der
Fürsten wurde der „Vorrat“ doch bewilligt, und zwar in der
Höhe eines ganzen Römermonats, d. h. des für die Kosten eines
Römerzuges ausgesetzten jährlichen Beitrags (— 120000 Gulden).
Aufsehen bei allen, tiefste Erbitterung aber bei Moritz erweckte
die unwürdige Behandlung Philipps von Hessen. Trotzdem die
Söhne des Gefangenen mit größter Gewissenhaftigkeit den Be-
dingungen der Hallischen Kapitulation nachgekommen waren, ließ
Karl den Landgrafen nicht nur nicht frei, sondern verschärfte nach
einem mißlungenen Fluchtversuche seine Haft derartig, daß jener
zeitweilig sich dem Wahnsinn nahe fühlte oder an Selbstmord dachte.
Zudem sahen sich Moritz und Joachim von Brandenburg in schwere
Verlegenheit durch das Verlangen der Hessen gebracht, daß sie ent-
sprechend ihrer Abmachung mit ihrem Vater, in Kassel einreiten
sollten.
Die wichtigste Angelegenheit des Reichstags war aber die
Erledigung der kirchlichen Fragen. Papst Paul III. aus dem
Hause Farnese war nicht nur, wie auch seine Vorgänger, dem
Konzilsgedanken abgeneigt und hatte die Trienter Versammlung
bei erster Gelegenheit suspendiert, sondern er stand auch im Inter-
esse seines Hauses der kaiserlichen Politik feindselig gegenüber
und damit auf seiten Frankreichs.-
Um nun auf den Papst einen entscheidenden Druck auszuüben,
damit er das allein von den unterworfenen Protestanten an-
erkannte Konzil zu Trient wieder zusammentreten lasse, veranlaßte
der Kaiser die Abfassung einer Formel, die sowohl dem Pro-