Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Wien ging eine reichhaltige Schmähliteratur über den Judas am 
Reiche aus. Aber auch im Reich war man vielfach über Preußeus 
Schritt empört. Es darf kaum bezweifelt werden, daß Kurfürst 
Friedrich August persönlich Preußens Schritt ebenso verurteilt hat. 
In seinem politischen Handeln leitete ihn aber lediglich die Rück- 
sicht auf die Reichskonstitution. Hatte er in diesem Sinne schon 
Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha beraten, als dieser im Fe- 
bruar sich wegen des Hardenbergschen Projektes an ihn wandte, 
so antwortete er in gleichem Sinne auf die vertrauliche Aufrage 
sämtlicher ernestinischer Fürsten kurz vor Abschluß des Baseler 
Friedens, ob sie sich zugunsten des zu erwartenden Friedens er- 
klären dürften, am 9. April durch den Grafen Loß, daß er einen 
forxmellen Antrag der obersächsischen Stände für Herstellung des 
Friedens und Anerkennung ihrer Neutralität beim Reichstage gern 
vertreten werde, aber immer nur unter der Voraussetzung der 
kaiserlichen Zustimmung. Als am 7. Mai Preußen mit dem offi- 
ziellen Friedensinstrument vor den Reichstag trat und zum An- 
schluß aufforderte, unterstützte der Kurfürst zwar diesen Antrag, 
bemühte sich aber auch in jeder Weise durch Unterhandlung mit 
OÖsterreich, dessen Zutritt zu einem allgemeinen Reichsfrieden zu 
erwirken. Da der Kaiser nein sagte, so ergab sich für das streng 
formale Rechtsbewußtsein des Kurfürsten die weitere Teilnahme 
am Kampfe, während die ernestinischen Vettern ohne Skrupel 
sich in die Demarkationslinie einbeziehen ließen. 
Der Kurfürst ließ also nun seine Truppen zu denen des 
österreichischen Generals Clerfayt stoßen. Es kam aber erst sehr 
spät im Jahre zu Feindseligkeiten. Am 7. September gingen die 
Franzosen unter Jourdan unterhalb Düsseldorf auf das linke 
Rheinufer, ungeachtet, daß sie damit die Demarkationslinie nicht 
achteten; die Preußen ließen es aber bezeichnenderweise geschehen, 
weil die Österreicher sich auch mehrfach Uberschreitungen hatten 
zuschulden kommen lassen. Infolgedessen sah sich Clerfaht in 
seiner rechten Flanke unerwartet überflügelt und ging mit seinem 
Heere von Düsseldorf bis an die Lahn, von da, bei Diez ge— 
schlagen, bis über den Main zurück, um Heidelberg zu decken, 
und nahm sodann Stellung bei Aschaffenburg und Babenhausen.
	        
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