Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Dieser unerwartete Vorstoß der Franzosen beunruhigte den Kur— 
fürsten so sehr, daß er seine Truppen Anfang Oktober zurück— 
beorderte, „da bei dem schnellen Vordringen der Franzosen die 
eigenen Staaten in naher Gefahr seien und er deshalb den Reichs- 
gesetzen gemäß das Kontingent zurückziehe“. Somit nahmen die 
Sachsen nicht mit teil an dem Siege Clerfayts über Jourdan 
bei Höchst am 11. Okt. Am 21. Dez. schloß Clerfayt infolge 
weiterer mit Wurmser erfochtener Vorteile einen Waffenstillstand, 
der bis zum 1. Juni 1796 dauerte. Nun traten auch die Sachsen 
wieder zum Reichsheere, das an Clerfayts Stelle, der sich mit 
Thugut überworfen hatte, der Erzherzog Karl, der Bruder des 
Kaisers, befehligte. Am 31. Mai schon war General Kleber in 
Jourdans Auftrag gegen die Sieg gezogen und hatte eine öster- 
reichische Abteilung bis auf die Lahn zurückgedrängt. Hier trat 
ihm, der nur 30000 Mann zählte, am 15. Juni 1796 der Erz- 
herzog mit mehr als doppelter Übermacht entgegen und trieb 
nicht nur ihn aus seinen Stellungen heraus, sondern nötigte auch 
den zu seiner Unterstützung herbeieilenden Jourdan zum Abzug. 
Aber der Einbruch Moreaus in Süddeutschland bei Kehl über 
den Rhein in den Tagen vom 25.—27. Juni rief den Erz- 
herzog nach dem Süden. Er schwächte sich jedoch durch Zurück- 
lassung augenblicklich unnötig starker Besatzungen in Mannheim 
und Mainz und nahm nördlich von Rastatt mit etwa 43000 
Mann, bei denen sich die neun sächsischen Bataillone unter General 
von Lindt befanden, eine allzu weit ausgedehnte Stellung. Wäh- 
rend nun in den Kämpfen des 9. Juli der Sturm Desaix' 
auf den rechten Flügel des Erzherzogs bei dem Dorfe Malsch 
zurückgeworfen wurde, trug dagegen Gouvion St. Cyr im Ge- 
birge auf dem linken Flügel einen vollständigen Sieg davon. 
Er überraschte zunächst mit einer kleinen Kolonne die Sachsen 
in ihren Quartieren und brachte sie, da es Lindt, der übrigens 
alt und kränklich war, an der nötigen Energie fehlte, ohne große 
Mühe zum Weichen. Dann lockte er durch Scheinangriffe den 
österreichischen General Kaim aus seiner unangreifbaren Stel- 
lung bei Frauenalb und schlug ihn vollständig; der Erzherzog 
mußte sich auf Pforzheim zurückziehen. Es gab nun unangenehme 
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