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so schwere Niederlagen, daß sie aus Italien und Deutschland
völlig herausgedrängt wurden. Da kehrte Bonaparte aus Agypten
zurück; sein Staatsstreich vom 18. Brumaire des Jahres VIII
(9. Nov. 1799) stürzte die Direktorialregierung und machte ihn
zum Ersten Konsul. Wir haben keine genaue Kenntnis davon,
wie Kurfürst Friedrich August damals über den Mann dachte,
dem er sich später so völlig gefangen gab. Soviel wir hören,
habe er dessen Talente anerkannt und ganz richtig geurteilt, daß
die Republik ihn nicht überleben werde. Merkwürdig ist aber,
daß dem neuen Gewalthaber an einem guten Verhältnis zu Sachsen
lag. Schon das Direktorium hatte als einen halbamtlichen Agenten
Anfang 1798 einen gewissen Helfflinger nach Dresden zur Be-
obachtung geschickt. An Stelle Helfflingers setzte aber der Erste
Konsul bald nach seinem Staatsstreich einen ihm persönlich besonders
angenehmen Mann, seinen Adjutanten Marie Chamaus La Va-
lette, mit ähnlichen Aufträgen, wie sie Helfflinger gehabt hatte.
Aber man behandelte auch den neuen Vertreter Frankreichs,
trotzdem er eine äußerst vornehme und anziehende Persön-
lichkeit war, mit ausgesuchter Kälte, so daß es ihm nicht einmal
gelang, gesellschaftlich festen Boden zu gewinnen. Den Kurfürsten
hat er sicher nicht ein einziges Mal offiziell zu Gesicht bekom-
men. Die franzosenfeindliche Stellung des Hofs verriet sich auch
darin, daß dem Bruder des Ersten Konsuls, Louis Bonaparte, als er
im Februar 1801 gelegentlich eines Aufenthaltes in Berlin an
einen Besuch in Dresden dachte, vertraulich davon abgeraten wurde,
da der Kurfürst ihn doch nicht empfangen würde. — Auch als
sich Sachsen dem am 9. Febr. 1801 zu Lunéville zustande ge-
kommenen Frieden des Reichs mit Frankreich angeschlossen hatte,
wurde das Verhältnis zu La Valette nicht anders, so daß der
Erste Konsul mit berechtigtem Arger den Mann in der zweiten
Hälfte des März 1801 Dresden den Rücken zu kehren anwies
und ihn am 1. April durch den rücksichtslosen Larochefoucanld
ersetzte, der zwar dem bekannten französischen Adelsgeschlechte au-
gehörte, seine Dienste aber völlig den neuen Verhältnissen ge-
widmet hatte und sich in Dresden alsbald durch allerlei Quänge-
leien bemerklich machte.