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Der Sieg der Franzosen bei Marengo am 14. Juni 1800,
die blutige Niederlage, die Moreau am 3. Dezember bei Hohen-
linden dem Erzherzog Johaun beibrachte, führten nach der Waffen-
ruhe von Steyr zu dem erwähnten Frieden von Lunéêville. Dieser
Friede bildete im wesentlichen die Bestätigung und öffentliche
Anerkennung der Verträge von Campo Formio und Rastatt samt
ihren Geheimartikeln, erkannte also die Abtretung des linken Rhein-
ufers bis zum Einflusse des Stromes in die batavische Republik
an. Ferner wurde es nochmals ausgesprochen, daß die dadurch
geschädigten Fürsten durch Säkularisationen schadlos zu halten
seien. Diesen Frieden schloß der Kaiser, ohne die Reichsstände
irgendwic befragt zu haben, zugleich im Namen des Reichs, wozu
er nach dem ausdrücklichen Wortlaut der Wahlkapitulationen gar
kein Recht hatte. Nirgends war man selbstverständlich darüber
mehr erstaunt und entrüstet, als in Dresden, wo der Kurfürst,
nach dem Ausdrucke eines russischen Diplomaten, das Hauptboll-
werk der deutschen Konstitution darstellte. Als daher Mitte Fe-
brnar 1801 ein kaiserliches Rundschreiben den Sachverhalt offi-
ziell zur Kenntnis brachte, die Eigenmächtigkeit aber mit der
Notlage und früheren ähnlichen Fällen zu entschuldigen suchte,
erklärte man zwar sächsischerseits seine Bereitwilligkeit, den Frie-
den, wenn auch nur ungern, zu ratifizieren, wies aber ausdrücklich
die Beziehung auf Präzedenzfälle unter entsprechender Kritik der
vorgebrachten zurück. Dementsprechend lauteten die Instruk-
tionen für den Gesandten Sachsens am Reichstage von Globig.
Besonders widersprachen die Säkurlarisationen dem Rechtsgefühl
des Kurfürsten; sie beleidigten seine religiösen Empfindungen, die
uns gerade bei dieser Gelegenheit als sehr stark hervortretend ge-
schildert werden, sie dünkten ihm wegen der damit verbundenen
Vernichtung der alten Reichsverfassung verwerflich und endlich
störten sic wegen der linksrheinischen Besitzungen seines Oheims,
des Kurfürsten von Trier, seine verwandtschaftlichen Interessen.
Aus diesen Gründen machten ferner die Mitteilungen des
sächsischen Legationssekretärs Helbig Mitte März einen besonders
üblen Eindruck, daß Preußens Entschädigungsansprüche weit über
das Verlorene hinausgingen, indem es auf Bamberg, Würzburg,