Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Am 7. Jan. 1803 begannen die Beratungen des Hauptschluß- 
entwurfs zu Regensburg; sic führten am 25. Febr. zum Reichs- 
deputationschauptschluß oder Reichsrezeß, der den 
Bestand des alten heiligen römischen Reiches bis in die Grund- 
vesten erschütterte. Die Einzelbestimmungen gehören nicht in den 
Rahmen dieser Darstellung. Nur dies ist zu berichten, daß 
zur Verwaltung der nun noch übrigen Reste des Reiches 
neben den nunmehrigen zehn Kurfürsten noch ein Reichsfürsteurat 
bestehen sollte. In diesem sollte Sachsen vier Stimmen haben, 
nämlich eine für das Markgrafentum Meißen, eine für das Burg- 
grafentum Meißen, eine für Querfurt und endlich eine, in deren 
Gebrauche es allerdings mit Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha 
abwechseln sollte. Aber auch dieser bescheidene Gewinn entging 
Sachsen. Denn der Kaiser versagte, während er sonst den Reichs- 
deputationshauptschluß am 27. April 1803 annahm, jener Neu- 
schöpfung seine Genehmigung, und ehe der Streit darüber zum 
Austrag gekommen war, ging das alte Reich vollends in die 
Brüche. 
Das Verhältnis der einzelnen deutschen Staaten zur euro- 
päischen Gesamtlage war durch den Regensburger Schluß auf 
das wesentlichste umgestaltet worden. Hatten sie bisher, nament- 
lich die mittleren Staaten, wie Sachsen, ihre auswärtige Politik 
durch die des Reichs bestimmt gesehen, so waren sie von nun 
an auf sich selbst angewiesen, eine Selbständigkeit, die dem Kur- 
fürsten Friedrich August so wenig gefiel, daß er, solange es noch 
irgend angängig war, an den Formen des doch nur noch in 
der Einbildung fortbestehenden Reichskörpers festhielt. Im übrigen 
war er jetzt mehr als je zuvor auf die Haltung Preußens an- 
gewiesen. Leider besaß König Friedrich Wilhelm III., sonst ein 
durchaus ehrenwerter Charakter, nicht entfernt jene kühne Energie 
und jenen die Verhältnisse durchdringenden Scharfblick, der den 
fridericianischen Staat geschaffen hatte. Obgleich von Herzen Sol- 
dat, war doch niemand dem Kriege mehr abhold wie er, und sein 
Heer blieb unberührt von den strategischen Neuerungen, durch 
die der kühne Korse seine Erfolge errungen hatte. Es entsprach 
deshalb dem Willen des Königs vollkommen, wenn sein leitender
	        
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