Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 591 — 
Minister von Haugwitz als Prinzip der preußischen Politik die seit 
1795 befolgte unbedingte Neutralität auch weiterhin festhielt. An 
dieser ruheseligen Politik änderte auch der Wechsel im Ministerium 
nichts, als im April 1804 an Haugwitzens Stelle der an sich be- 
deutendere Hardenberg trat. 
Für Sachsen war natürlich diese Politik äußerst sympathisch, 
wennschon man in anderen Dingen, wie namentlich in der Be- 
setzung Hannovers 1801, und in der Haltung bei den zum Reichs- 
deputationshauptschluß führenden Verhandlungen mit Frankreich, 
keineswegs mit Preußen übereinstimmte. Die im März 1803 
von den Franzosen in ziemlich brüsker Weise verlangte Räumung 
Hannovers rüttelte Preußen aber doch etwas aus seiner Sorg- 
losigkeit auf. Man erkannte, daß man aus der Isoliertheit, in 
der man bisher etwas Verdienstliches gesehen hatte, heraustreten 
müsse. Im Auftrage des preußischen Königs erschien deshalb 
Herzog Karl August von Weimar im April 1804 in Dresden, 
um hier für die Bildung eines Bundes den Boden vorzubereiten, 
der etwa nach dem Muster des Fürstenbundes von 1785 Aus- 
schreitungen Frankreichs sich entgegenstemmen sollte. Allein der 
Kurfürst war nicht der Meinung, daß der Erste Konsul feindliche 
Absichten gegen das Reich hege, und sah demgemäß die Notwendig- 
keit einer solchen Union nicht ein. Damit war natürlich der 
preußische Plan gefallen. Als dann Bonaparte sich zum fran- 
zösischen Kaiser machte, erkannten ihn Preußen wie Sachsen ohne 
weiteres an. Auch am kaiserlichen Hofe fuhr Graf Bünau fort, 
den Kurstaat zu vertreten; im Frühjahr 1806 löste ihn Graf 
Senfft ab, der aber nicht so, wie sein Vorgänger, ein Bewunderer 
Frankreichs und seines Herrschers war. Kaiser Napoleon ließ 
sich in Dresden durch einen gewissen Durand vertreten. 
Als im September 1805 der neue Weltkrieg entbrannte, der 
Rußland, England, Österreich und Schweden gegen den durch 
Bayern, Baden, Württemberg, Hessen-Darmstadt und Nassau unter- 
stützten Franzosenkaiser unter die Waffen brachte, betrieb Napoleon 
Preußens Anschluß. Aber die Prinzipien des Königs gestatteten ihm 
trotz Hardenbergs Widerspruch, nur Vermittelungsversuche. Die Neu- 
tralität Preußens, oder, wie sich der damalige Gesandte Oster-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.