Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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dings dem Schönbrunner Vertrag entsprechend, Bernadotte Ans- 
bach für Bayern. Aber Ende März wurde des Kaisers Schwager, 
Joachim Murat, als Herzog von Kleve und Berg proklamiert 
und für ihn ohne weiteres von den Abteien Essen, Elten und 
Werben Besitz ergriffen, die doch preußisch waren. Sie wurden 
zwar nach einiger Zeit wieder geräumt, aber man merkte in 
Berlin immer deutlicher, wessen man sich von Napoleon zu 
versehen hatte. Von größter Wichtigkeit waren die Vorberei- 
tungen der französischen Regierung, die süd= und westdeutschen 
Staaten zu einem Sonderbunde unter Frankreichs Leitung zu 
vereinigen. Der vorerwähnte sächsische Gesandte in Paris, Graf 
Senfft, berichtete im Juni, daß man den preußischen Gesandten 
Lucchesini auffallend kühl behandele, und von einer Außerung 
des Generals Sebastiani, der Kaiser müsse sich mit den Angelegen- 
heiten Deutschlands befassen und allein darüber bestimmen; dabei 
werde er Sachsen Preußen gegenüberstellen, wie er Bayern ÖOster- 
reich gegenübergestellt habe. Am 7. Juli berichtete derselbe von 
den über den neuen Bund umlaufenden Gerüchten, am 17. Juli 
war der Rheinbund eine vollendete Tatsache und vom selben Tage 
meldete der Gesandte eine Außerung, die der Kaiser in St. Cloud 
dem stellvertretenden Gesandten Österreichs, dem General Vincent 
gegenüber getan hatte, daß Sachsen sich wohl in acht nehmen 
möge, sich von Preußen, das seinem Verderben zueile, mit fort- 
reißen zu lassen; der Kurfürst könne nichts Besseres tun, als in 
Gemeinschaft mit den benachbarten Kleinstaaten seine Unabhängig- 
keit und Neutralität aufrecht erhalten; diese politische Haltung 
werde Frankreich anerkennen, ohne Sachsens Zutritt zum Rhein- 
bunde zu verlangen. 
Kurz bevor die Nachricht von dem Abschlusse des Rheinbundes 
nach Berlin gelangt war, hatte Preußen wegen Aufrichtung eines 
Bundesverhältnisses der norddeutschen Staaten in Kurhessen an- 
geklopft und dort ein um so bereitwilligeres Entgegenkommen 
gefunden, als des Kurfürsten Wilhelm Gebietserweiterungsgelüste 
bei Napoleon kein Gehör gefunden hatten. Nun sandte man nach 
Einlaufen der offiziellen Mitteilung von der Gründung des Rhein- 
bundes als besonderen Bevollmächtigten am 25. Juli den Grafen 
 
	        
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