Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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dabei die Annahme des Königstitels von Hessen und Sachsen und 
des Kaisertitels durch Preußen. — Ein Gegenentwurf war aus 
der Feder des Kabinettsrats Lombard geflossen, der ungefähr 
denselben Charakter hatte, wie die Götzensche Instruktion. Er 
drang damit insoweit durch, als dieses Projekt am 9. Aug. dem 
sächsischen Gesandten Grafen Görtz als das offizielle mitgeteilt 
wurde. Gleichzeitig fragte Haugwitz an, ob der Kurfürst nicht 
sogleich die königliche Würde annehmen wolle, wie sie auch Hessen 
angetragen worden sei; er teilte zugleich mit, daß es dieses auf 
eine Vergrößerung abgesehen habe, sich aber hierin nach Sachsen 
richten wolle. 
Ani 1. Aug. erfolgte am Reichstag zu Regensburg, der übrigens 
gerade Ferien hatte, die Erklärung der Rheinbundsfürsten, daß sie es 
„ihrer Würde und der Reinheit ihrer Zwecke“ angemessen fänden, sich 
hiermit feierlich von dem Heiligen Römischen Reich loszusagen. 
Gleichzeitig erklärte der französische Gesandte Bacher im Namen 
seines Kaisers, daß dieser das Reich nicht mehr als bestehend an- 
erkenne. Am 6. Aug. verkündete darauf Kaiser Franz II., daß 
er die deutsche Kaiserkrone niederlege und daß damit „das reichs- 
oberhauptliche Amt und Würde“ erloschen sei. In der Nacht 
aber vom 5. zum 6. Aug. langte in Potsdam die Depesche Lucche- 
sinis aus Paris an, daß der Kaiser dem englischen Friedens- 
gesandten Lord Yarmouth Hannover wieder angeboten habe. Der 
König erkannte, daß Napoleon sein Verderben plane. Am 10. Aug. 
befahl der König die Mobilisierung sämtlicher Armeekorps. 
Am 11. Aug. überwies der Kurfürst den ihm zugegangenen 
Lombardschen Entwurf zu einer Defensivallianz und zur Organi- 
sation des nördlichen Deutschlands seinen Geheimen Räten. Wäh- 
rend diese sich darüber den Kopf zerbrachen, dabei u. a. auch 
in Betracht zogen, ob unter sotanen Verhältnissen Sachsen nicht 
von seinem Rechte des Reichsvikariats Gebrauch machen und die 
Leitung des Reiches übernehmen solle, zum Glücke aber dieses 
„auf keine Weise ratsam“ fanden, hatte man in Berlin in der 
damals beliebten, immer von einem Extrem zum anderen schwan- 
kenden Art wieder den Hänleinschen Entwurf hervorgesucht, aber 
dem Verfasser noch zu einer schärferen Ausarbeitung übergeben.
	        
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