Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Nun wurde der Kaiser von Norddeutschland fertig, die beiden 
Kurfürsten von Sachsen und Hessen erhielten den Königstitel, die 
Herzöge von Weimar, Braunschweig, des älteren Mecklenburg und 
von Oldenburg den von Großherzögen; die Kreisteilung wurde 
beibehalten, doch sollte Hessen die von ihm gewünschten Annexionen 
vornehmen und in gleicher Weise war Sachsen die Grafschaft 
Henneberg, die Grafschaft Schwarzburg und der nördliche Teil 
der reußischen Lande zugedacht, während die südliche Hälfte an 
Preußen-Bayreuth fallen sollte. Am 25. Aug. traf dieser neue 
Plau in Dresden ein. 
Aber ebenso bereitwillig, wie Hessen schon am 20. Aug. seine 
Zustimmung zu diesem Entwurfe gegeben hatte, ebensowenig war 
man in Dresden gemeint, auf diese ganz neue Vorlage einzugehen. 
Entsprechend seinen mehrfach erwähnten Anschauungen war 
der Kurfürst weit entfernt von Mediatisierungsgelüsten. Von 
solchen ist anch keine Spur in dem Gegenentwurf zu finden, den 
am 10. Sept. das kurfürstliche Kabinett zur Übermittelung an 
das preußische fertiggestellt hatte. Es griff dieser ganz bezeich- 
nenderweise auf die Erbverbrüderung des Jahres 1614 zurück, 
suchte Sachsens Stellung durch Einführung eines zwischen Hessen, 
Brandenburg und Sachsen jährlich wechselnden Direktoriums zu 
heben u. dgl. m. Im übrigen lag nun Preußen bei der immer 
deutlicher hervortretenden Kriegsgefahr gar nicht so viel mehr 
an der Ausgestaltung des „Nordischen Reichsbundes“, zu dem 
auch die Hansastädte und Dänemark und Schweden eingeladen 
werden sollten, als vielmehr an einem zuverlässigen Waffen- 
gefährten. Endlich auch klärte Brockhausen seine Regierung so 
gründlich darüber auf, daß der Bund hinsichtlich Sachsens ein tot- 
geborenes Kind sei, daß man den Plan überhaupt fallen ließ. 
Zudem blieben jedenfalls die Gesandtschaftsberichte Senffts aus 
Paris nicht ohne Einfluß auf den Dresdener Hof, in denen immer 
wieder warnende Außerungen des Kaisers betr. die Stellung Sach- 
sens zu Preußen mitgeteilt wurden. 
Der Lage entsprechend fand eine zweite Sendung des Grafen 
Götzen am 26. Aug., zwecks Aufstellung eines Truppenkorps äu 
gemeinsamer Verteidigung und zur Einleitung von Verhandlungen
	        
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