Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Wittenberger Theologen Major, Camerarius und Melanchthon 
gepflogen worden waren, wurde den aufhorchenden Ständen zu 
Leipzig am 21. Dezember 1548 das Resultat mitgeteilt: Wieder- 
herstellung der bischöflichen Machtbefugnis mit der leeren Ein- 
schränkung, daß das bischöfliche Amt nach göttlichem Befehle aus- 
gerichtet werden sollte, Fasten, Feiertage, Fronleichnam — alles, 
was man als spezifisch katholisch seit Jahren abgetan glaubte, 
war wieder da. „Welch ein ungeheuerer Unterschied ist es doch,“ 
bemerkt Ranke in seiner deutschen Geschichte im Reformations- 
zeitalter, „das Hergebrachte einstweilen bestehen lassen, und das 
bereits Abgeschaffte wiederherstellen.“ Im übrigen ließ Moritz 
durchblicken und handelte auch danach, daß man mit der Durch- 
führung dieses „Leipziger Interims“ es nicht so ernst 
nehmen werde. Allerdings traf er auch die nötigen Vorbereitungen, 
um das von Papst Julius III. — Paul III. war am 9. November 
1549 gestorben — auf den 1. Mai 1550 erneut nach Trient be- 
rufene Konzil zu beschicken. · 
Während so Obersachsen in die Bahnen der alten Kirche zurück- 
zulenken schien, fand eine standhafte Opposition gegen das Interim 
ihren Mittelpunkt in Magdeburg. Schon am 27. Juli 1547 hatte 
der Kaiser die Reichsacht über die Stadt verhängt und wieder- 
holte jetzt das Mandat von Brüssel aus am 13. Mai 1549. Unter 
den nach Magdeburg geflüchteten Theologen war der hervor- 
ragendste wohl der 1520 zu Albona in Istrien geborene Matthias 
Blacich (Flacius Illyricus), den der Drang nach der Wahrheit des 
Evangeliums 1541 nach Wittenberg getrieben hatte. Seit 1544 
war er dort Professor der hebräischen Sprache, las aber auch über 
die Schrift und über Aristoteles. Voll überzeugt von der Richtig- 
keit der lutherischen Rechtfertigungslehre vermochte er es nicht 
über sich, das Interim anzuerkennen; er verließ Ostern 1549 
Wittenberg und sein vor wenig Jahren da begründetes Heim 
und nahm nach vorübergehendem Verweilen in Lüneburg und 
Hamburg seinen dauernden Aufenthalt in Magdeburg. Die schrift- 
stellerische Tätigkeit, die er hier mit Gleichgesinnten gegen das 
Interim und gegen die Lauen und Furchtsamen, wie vor allem 
Melanchthon, entwickelte, erregte allenthalben großes Aufsehen 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 4
	        
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