Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 606 — 
stürmung von Isserstädt treunte die auf der Schnecke stehenden 
Sachsen von jeder Verbindung mit Hohenlohe und zersprengte 
die Brigade Dyherrn. In dem allgemeinen Chaos der im wesent- 
lichen dic Flucht auf Weimar zu nehmenden Truppen hielt einzig 
das Grenadierbataillon a. d. Winkel, dem sich der Fürst Hohen- 
lohe anvertraut hatte, die Feuerdisziplin aufrecht, indem es unter 
klingendem Spiele, wie vom Exerzierplatze, zeitweilig umkehrend 
und gegen den Feind chargierend, sich zurückzog, ein Umstand, 
der den Franzosen solche Achtung abnötigte, daß bei einer zu- 
fälligen Begegnung mit einem von ihm besonders bekämpften Chas- 
senurregiment vom Korps des Marschalls Ney auf dem Rückmarsche 
nach der Heimat der französische Oberst sein Regiment Front 
machen und die Sachsen mit den Klängen eines Parademarsches 
vorüberziehen ließ. — General von Zezschwitz versuchte noch eine 
Zeitlang, sich auf der Schnecke zu halten. Dann mußte auch 
er den Rückzug antreten. Es gelang ihm, sich nach Nordwesten, 
nach Buttelstedt durchzuschlagen, wohin auch die am selben Tage 
bei Auerstädt geschlagenen Preußen mit ihrem König ihre Zu- 
flucht nahmen. Andere Abteilungen gelangten nach Frankenhausen, 
andere nach Erfurt und Sondershausen. Tote und Vermißte 
zählte dic sächsische Armee 23 Offiziere und 603 Gemeine, ge- 
fangen genommen wurden 199 Offiziere und 7110 Mann. 
Nach dieser Unglücksschlacht des 14. Okt., mit der bekannt- 
lich gleichzeitig bei Auerstädt die zweite preußische Armee unter 
dem Herzog von Braunschweig geschlagen worden war, hab es 
keine den militärischen Kräften Napoleons noch irgendwie ge- 
wachsene preußische Armee mehr. Was sollte nun aber mit den 
versprengten Resten der sächsischen Armee, was mit deren Vater- 
land geschehen? Wie würde der Zorn des siegreichen Imperators 
das Land treffen, das trotz aller wohlgemeinten Warnungen bis 
zum letzten Augenblicke getreu auf der Seite des unterlegenen 
Teiles ausgeharrt hatte? — Solchen Fragen wurde überraschend 
schnell eine überraschende Antwort. Schon am 10. Okt. hatte 
der Kaiser von Mittel-Ebersdorf aus einen Aufruf an die Sachsen 
erlassen und ihnen darin versichert, daß er gegen sie und ihren 
Kurfürsten gar nichts habe, sondern nur komme, um sie vom Joche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.