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stürmung von Isserstädt treunte die auf der Schnecke stehenden
Sachsen von jeder Verbindung mit Hohenlohe und zersprengte
die Brigade Dyherrn. In dem allgemeinen Chaos der im wesent-
lichen dic Flucht auf Weimar zu nehmenden Truppen hielt einzig
das Grenadierbataillon a. d. Winkel, dem sich der Fürst Hohen-
lohe anvertraut hatte, die Feuerdisziplin aufrecht, indem es unter
klingendem Spiele, wie vom Exerzierplatze, zeitweilig umkehrend
und gegen den Feind chargierend, sich zurückzog, ein Umstand,
der den Franzosen solche Achtung abnötigte, daß bei einer zu-
fälligen Begegnung mit einem von ihm besonders bekämpften Chas-
senurregiment vom Korps des Marschalls Ney auf dem Rückmarsche
nach der Heimat der französische Oberst sein Regiment Front
machen und die Sachsen mit den Klängen eines Parademarsches
vorüberziehen ließ. — General von Zezschwitz versuchte noch eine
Zeitlang, sich auf der Schnecke zu halten. Dann mußte auch
er den Rückzug antreten. Es gelang ihm, sich nach Nordwesten,
nach Buttelstedt durchzuschlagen, wohin auch die am selben Tage
bei Auerstädt geschlagenen Preußen mit ihrem König ihre Zu-
flucht nahmen. Andere Abteilungen gelangten nach Frankenhausen,
andere nach Erfurt und Sondershausen. Tote und Vermißte
zählte dic sächsische Armee 23 Offiziere und 603 Gemeine, ge-
fangen genommen wurden 199 Offiziere und 7110 Mann.
Nach dieser Unglücksschlacht des 14. Okt., mit der bekannt-
lich gleichzeitig bei Auerstädt die zweite preußische Armee unter
dem Herzog von Braunschweig geschlagen worden war, hab es
keine den militärischen Kräften Napoleons noch irgendwie ge-
wachsene preußische Armee mehr. Was sollte nun aber mit den
versprengten Resten der sächsischen Armee, was mit deren Vater-
land geschehen? Wie würde der Zorn des siegreichen Imperators
das Land treffen, das trotz aller wohlgemeinten Warnungen bis
zum letzten Augenblicke getreu auf der Seite des unterlegenen
Teiles ausgeharrt hatte? — Solchen Fragen wurde überraschend
schnell eine überraschende Antwort. Schon am 10. Okt. hatte
der Kaiser von Mittel-Ebersdorf aus einen Aufruf an die Sachsen
erlassen und ihnen darin versichert, daß er gegen sie und ihren
Kurfürsten gar nichts habe, sondern nur komme, um sie vom Joche