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der Preußen zu erlösen. Als er nun am Tage nach der Schlacht
sich auf dem Schlosse zu Jena eine größere Anzahl gefangener
sächsischer Offiziere vorstellen ließ, hielt er ihnen eine Ansprache,
in der er sie aufforderte, ihren Kurfürsten von seinen guten Ab-
sichten zu überzeugen; nur solle er die Hauptstadt nicht verlassen
und ihn selbst als seinen speziellen Freund da erwarten. Durch
solche hold= und friedselige Ansprache wurde es ihm leicht,
die Offizierc zu einer zum mindesten recht unüberlegten, durch
Ehrenwort zu erhärtenden Erklärung zu veranlassen, wonach sie
sich alle verpflichteten, nie wieder die Waffen gegen den Kaiser
von Frankreich zu ergreifen, selbst wenn sie dazu von ihrem Kur-
fürsten den förmlichen Befehl erhalten sollten. Der Major von
Funck wurde daraufhin ausersehen, nach Dresden zu gehen und
dem Kurfürsten die Sache plausibel zu machen, und ebenso wie
die Offiziere, nur ohne weitere Bedingung, erhielten die Gemeinen
freien Abzug.
Durch Grenzpfähle wurde alsbald nach der Schlacht Sachsen,
wie der Amtmann von Langensalza anzeigte, als neutrales Land
gekennzeichnet und den Truppenführern eingeschärft, das Land
demgemäß zu behandeln. Daß man dann in Wirklichkeit anders
verfuhr, entsprach altgeübter französischer Praxis. Hierzu kam,
daß König Friedrich Wilhelm III. in gerechter Erkenntnis der nun
einmal vorhandenen unglückseligen Lage, wie er dem Herzog Karl
August von Weimar es freigestellt hatte, für sein eigenes Wohl
und die Sicherheit seines Landes zu sorgen, so denselben Rat
durch den Freiherrn von Dyherrn seinem anderen sächsischen
Bundesgenossen übermitteln ließ. Von ihm hörte dies General
Zezschwitz, der mit mannigfaltigen Trümmern der sächsischen Trup-
pen auf weitem Umwege nach Mansfeld gekommen war; er hörte
auch von der auffallenden Holdseligkeit des sonst so unerbittlichen
Siegers. Überdies trat ganz offen der von einigen Offizieren ge-
schürte Widerwille der gemeinen Soldaten gegen die Preußen
zutage. Da gab die Auslieferung eines französischen Hauptmanns,
die von König Friedrich Wilhelm III. angeordnet war, den will-
kommenen Anlaß, mit Napoleon in Verbindung zu treten.
Zezschwitz wählte den schon früher erwähnten Rittmeister von