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der sächsischen Truppen weilenden Zezschwitz von seinen befrie—
digenden Resultaten Kunde zu geben. Allerdings wurde das Ver—
trauen in die französische Lohalität alsbald sehr stark erschüttert,
als nunmehr die sächsische Kavallerie in Bernburg absitzen, ihre
Pferde samt Sättel und Zaumzeug und auch die Säbel an den
Sieger abgeben mußte. Das Zeughaus in Dresden wurde aus-
geräumt und mit den dort vorgefundenen Waffen das bayrische und
württembergische Kontingent der Rheinbundtruppen ausgerüstet.
Leipzig mußte eine Kontribution von 6 Millionen Frauken erlegen,
alle englischen Waren ausliefern und durch eine ungeheure Leistung
an gewöhnlichem und feinerem Tuch und an Stiefeln für die Be-
kleidung der großen Armee sorgen. Außerdem aber wurde dem
ganzen Lande schon am 15. Okt. von Jena aus eine Kontri-
bution von 25 375 000 Franken auferlegt, die sich aber während
der Beitreibung noch um beinahe 2 Millionen erhöhte. Dazu
kamen die ständigen Requirierungen durchziehender Truppen na-
mentlich im Wittenberger Kreise, und alle diese Forderungen wur-
den mit einer so kurz entschlossenen Rücksichtslosigkeit durchgesetzt,
daß die an ein umständliches Stilleben gewöhnten kursächsischen
Behörden sich vor Staunen und Entrüstung gar nicht zu fassen
vermochten. Man erkennt den diabolischen Sarkasmus des Kaisers,
wenn er den zum Gouverneur von Dresden ernannten Oberst-
leutnant de Thiard anwies: „viel Förmlichkeit, viele Umstände,
viele Höflichkeit, aber in Wirklichkeit Hand auf alles legen, na-
mentlich auf das Kriegsmaterial unter der Begründung, daß der
Kurfürst es doch nicht mehr nötig habe.“ Natürlich erregte die
Ernennung eines Franzosen zum Stadtkommandanten — er traf
am 26. Okt. in Dresden ein — mit Recht das Befremden des Kur-
fürsten, der sich ebenfalls in dem Wahne wiegte, nun seien Waffen-
stillstand und Frieden eine abgemachte Sache, namentlich da ihm
Funck ein vom 21. Okt. datiertes Schreiben des Kaisers überbracht
hatte, das den Friedeusschluß binnen weniger Tage in Aussicht
stellte. Der neue Stadtkommandaunt und der Oberkammerherr
des Prinzen Jérôme Bonaparte, General d’ Hédouville, der die
Ankunft des Prinzen an der Spitze eines bayrischen Korps an-
zeigen sollte, mußten dem Kurfürsten erst klar machen, daß die
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 39