Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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der sächsischen Truppen weilenden Zezschwitz von seinen befrie— 
digenden Resultaten Kunde zu geben. Allerdings wurde das Ver— 
trauen in die französische Lohalität alsbald sehr stark erschüttert, 
als nunmehr die sächsische Kavallerie in Bernburg absitzen, ihre 
Pferde samt Sättel und Zaumzeug und auch die Säbel an den 
Sieger abgeben mußte. Das Zeughaus in Dresden wurde aus- 
geräumt und mit den dort vorgefundenen Waffen das bayrische und 
württembergische Kontingent der Rheinbundtruppen ausgerüstet. 
Leipzig mußte eine Kontribution von 6 Millionen Frauken erlegen, 
alle englischen Waren ausliefern und durch eine ungeheure Leistung 
an gewöhnlichem und feinerem Tuch und an Stiefeln für die Be- 
kleidung der großen Armee sorgen. Außerdem aber wurde dem 
ganzen Lande schon am 15. Okt. von Jena aus eine Kontri- 
bution von 25 375 000 Franken auferlegt, die sich aber während 
der Beitreibung noch um beinahe 2 Millionen erhöhte. Dazu 
kamen die ständigen Requirierungen durchziehender Truppen na- 
mentlich im Wittenberger Kreise, und alle diese Forderungen wur- 
den mit einer so kurz entschlossenen Rücksichtslosigkeit durchgesetzt, 
daß die an ein umständliches Stilleben gewöhnten kursächsischen 
Behörden sich vor Staunen und Entrüstung gar nicht zu fassen 
vermochten. Man erkennt den diabolischen Sarkasmus des Kaisers, 
wenn er den zum Gouverneur von Dresden ernannten Oberst- 
leutnant de Thiard anwies: „viel Förmlichkeit, viele Umstände, 
viele Höflichkeit, aber in Wirklichkeit Hand auf alles legen, na- 
mentlich auf das Kriegsmaterial unter der Begründung, daß der 
Kurfürst es doch nicht mehr nötig habe.“ Natürlich erregte die 
Ernennung eines Franzosen zum Stadtkommandanten — er traf 
am 26. Okt. in Dresden ein — mit Recht das Befremden des Kur- 
fürsten, der sich ebenfalls in dem Wahne wiegte, nun seien Waffen- 
stillstand und Frieden eine abgemachte Sache, namentlich da ihm 
Funck ein vom 21. Okt. datiertes Schreiben des Kaisers überbracht 
hatte, das den Friedeusschluß binnen weniger Tage in Aussicht 
stellte. Der neue Stadtkommandaunt und der Oberkammerherr 
des Prinzen Jérôme Bonaparte, General d’ Hédouville, der die 
Ankunft des Prinzen an der Spitze eines bayrischen Korps an- 
zeigen sollte, mußten dem Kurfürsten erst klar machen, daß die 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 39
	        
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