Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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und trug in gleichgestimmten Kreisen Magdeburg den Ehrennamen 
„unseres Herrgotts Kanzlei“ #ein. 
Um so mehr mußte dem Kaiser an der Bezwingung dieser 
Stadt liegen. In seinem Auftrag suchte Lazarus Schwendi seit 
dem März 1548 auf verschiedenen, wie am 26. Oktober 1548 
zu Eisleben und am 19. Dezember 1548 zu Halle abgehaltenen 
Kreis= und Landtagen außer Moritz und Joachim von Branden- 
burg auch die kleineren Fürsten und Herren zu dem Zuge gegen 
Magdeburg zu begeistern. Die in Halle versammelten Kreis- 
stände aber hielten es für das beste, den Kaiser, ehe sie selbst etwas 
unternähmen, um einen Zuschuß aus dem erwähnten Reichs- 
kriegsschatz, dem „Vorrat“ zu ersuchen. Das lehnte dieser, da 
ihm der „Vorrat“ für ganz andere Dinge nutzbringend schien, ab. 
In der Folge erwiesen sich auch weitere Missionen Lazarus 
Schwendis im Juli und August 1549 als erfolglos. 
Dieser passive Widerstand gegen die Politik des Kaisers er- 
klärt sich besonders durch die wachsende Furcht vor den abso- 
lutistisch-katholischen Absichten des Kaisers. Johann von Küstrin, 
des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg Bruder, war be- 
sonders für das Evangelium und die Erhaltung der ständischen 
Libertät tätig. Seiner Abneigung gegen das Interim hatte er 
schon in Augsburg mit den Worten Ausdruck gegeben: „Lieber 
Beil als Feder; lieber Blut als Tinte!“ Und nun trat er nach 
der Zurückweisung Schwendis noch 1549 mit Frankreich in Ver- 
bindung, gewann dann im Februar 1550 gelegentlich der Hoch- 
zeitsfeier des Herzogs Albrecht von Preußen diesen und den 
Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg für eine tatkräftige 
Opposition gegen den Kaiser, ja, er zog auch schon die Könige 
von England und Dänemark in den Kreis seiner Berechnungen. 
Der letztere, Christian III., war dem protestantischen deutschen 
Fürstentume näher gerückt worden durch die im Oktober 1548 
gefeierte Hochzeit des Herzogs August von Sachsen mit seiner 
Tochter Anna. Auch auf diesem Feste wurden die Fäden einer 
kaiserfeindlichen Politik weiter gesponnen. Moritz, den man seit 
Mühlberg den „Judas“ nannte, erkannte klar, daß er nicht 
isoliert werden und nicht etwa zwischen zwei mahlende Steine kom-
	        
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