Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 618 — 
höht zu werden brauchten, mehrfach aber Stenererlasse eintreten 
konnten. Die Gesamteinkünfte betrugen in den letzten Jahren 
vor den napoleonischen Kriegen ungefähr 8½ Million Taler, 
wobei die von den Ständen bewilligten Steuern von dem im 
Jahre 1770 bestehenden Betrage von 2351174 Talern sich 
nur auf 2832660 erhöht hatten. 
Die Stände wurden in ihrer Gesamtheit seit 1769 nur 
aller sechs Jahre berufen (1769, 1775, 1781, 1786, 1793 uff.), 
während in der Zwischenzeit die Ausschüsse genügten. Seit 1775 
tagten die Stände in dem von dem Oberlandesbaumeister Fr. 
Aug. Krubsacius (1718—1789) auf der Pirnaischen Gasse mit 
einem Aufwande von 87130 Talern erbauten Landhause. Die 
Kosten für die sechswöchige Tagung, die sog. Auslösung, be- 
trug 52000 Taler. Bei den Ständen waren aber keines- 
wegs alle zu Kursachsen gehörigen Lande vertreten. Es lag dies 
an der historischen Gestaltung des Kurstaates: die Lansitzen, die 
Stifter Merseburg und Naumburg, Querfurt und der kursächsische 
Anteil an Henneberg hatten ihre eigenen Stände und ihre ge- 
sonderte Verwaltung. Allerdings waren die beiden Stifter samt 
dem Meißner auch auf dem Hauptlandtage mit sechs Stimmen 
vertreten und bildeten dort mit den neun Grafen und Herren, 
nämlich den Fürsten von Schwarzburg, den Grafen und Fürsten 
von Schönburg, den Grafen von Mansfeld, den verschiedenen 
Linien von Solms und von Stolberg, und mit den sechs Ver— 
tretern der beiden Landesuniversitäten, die erste Kurie. Die zweile 
Kurie setzte sich zusammen aus den Mitgliedern der sächsischen 
Ritterschaft, die 16 Ahnen nachzuweisen imstande waren, und den 
43 Vertretern des amtsässigen Adels, und zur dritten gehörten 
die Abgeordneten der 128 landtagsfähigen Städte; im ganzen 
waren es ungefähr 540 Köpfe. Der Geschäftsgang war ungememn 
umständlich, und man hätte gut getan, ihn bei der Umgestaltung 
des Kurfürstentums in ein Königreich auch umzugestalten. Denn 
von dem ritterschaftlichen Ausschuß, in dessen Hände im wesent- 
lichen die Führung der Verhandlungen lag, ging die turfürst 
liche Proposition, die Vorlage, durch die Hand des Erbmarschalls 
aus dem House der Löser den vorsitzenden Städten zu; diese be.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.