Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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existierte aber seit 1803 in Colditz ein Arbeitshaus für 200 Ge— 
fangene berechnet für aufgegriffene Bettler, Vagabunden u. dgl. 
Gesindel. Nach dem vom Kurfürsten schon 1793 den Ständen 
vorgelegten Plane sollten es eigentlich sechs werden und die Propo- 
sition von 1805 wollte wenigstens ein neues zu Bibra in Thü- 
ringen errichtet wissen, doch erschienen den Ständen die Kosten 
zu hoch, weshalb sie nur eine Vermehrung der Stellen zu Colditz 
auf 400 empfahlen. Um die Organisation dieser gesamten An- 
stalten hatte sich namentlich der Freiherr (seit 1791 Graf) Peter von 
Hohenthal, der Vizepräsident des Oberkonsistoriums war und 1794 
starb, große Verdienste erworben; er hatte auch bei der Teuerung 
von 1772 ebensosehr seine milde Hand aufgetan als seine Um- 
sicht bewiesen. — Bald nach Anfang seiner selbständigen Re- 
gierung, im April 1772, hatte der Kurfürst, besonders veranlaßt 
durch die Teuerung, eine Armenordnung erlassen, die auf 
dem Grundsatze beruhte, daß jede Gemeinde für ihre Armen zu 
sorgen habe. Das führte dann in den größeren Städten, wie 
Leipzig und Dresden zu umfassenden Maßregeln namentlich für 
den Unterricht der armen Kinder. In erstgenannter Stadt, wo 
schon seit 1704 ein Almosenamt bestand, richtete zunächst der 
schon genannte Graf Hohenthal 1774 eine Schulanstalt für 60 
arme Kinder ein. Seinem Beispiel folgte auf Anregung des um 
Leipzig hochverdienten Kriegsrates und Bürgermeisters Müller der 
Buchhändler Wendler, indem er 1788 eine ebenfalls für 60 
arme Kinder berechnete Schule begründete, aus der sich dann die 
Ratsfreischule entwickelte. Erst 1803 jedoch wurde eine besondere 
Armenanstalt errichtet. In Dresden wurde das Armenwesen im 
April 1772 unter die Polizeikommission mit Zuziehung des Ober- 
hofpredigers und des Superintendenten gestellt, woran sich die Er- 
öffnung der sog. Polizeischule im selben Jahre für 50 Kinder 
sogar mit freier Kost und Kleidung schloß. Im Oktober des 
folgenden Jahres öffneten sich die Pforten des noch heute blühen- 
den Freimaurerinstituts und 1785 trat die große Real= und Armen- 
schule in der Friedrichstadt ins Leben. 1777 wurde das Waisenhaus 
mit wesentlichen Mitteln vergrößert. . 
Nachdem am 18. Febr. 1775 eine Feuerordnung für die Dörfer
	        
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