Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Aber vor allem beschäftigte den Reichstag die Magde- 
burger Angelegenheit. Der mehrfach genannte Erzbischof 
Johann Albrecht starb am 19. Mai 1550. Es war Joachim 
von Brandenburg während der Wirren des Jahres 1547 gelungen, 
die Wahl seines Sohnes, des Markgrafen Friedrich, zum Nach- 
folger durchzusetzen. Nun aber erkannte Kaiser Karl durch ein 
Dekret von Brüssel aus diese Wahl insofern nicht an, als er 
Dekan und Kapitel bis zur Wahl und Bestätigung des neuen 
Erzbischofs mit der Verwaltung des Stiftes betraute. Auf diese 
Weise stieß er natürlich den brandenburgischen Kurfürsten in das 
Lager der Gegner. Dann gab ein unerwarteter Umstand den 
Dingen eine besondere Entwicklung. Herzog Georg von Mecklen- 
burg, an Unternehmungslust und Skrupellosigkeit mit Albrecht 
von Kulmbach und mit Moritz zu vergleichen, hatte Truppen, 
die er anfangs zu anderen Zwecken angeworben hatte, in die 
Stifter Halberstadt und Magdeburg geführt, angeblich zur Voll- 
streckung der kaiserlichen Acht, in Wahrheit, um Beute zu machen. 
Am 17. September überfiel und plünderte er Wanzleben, am 
nächsten Tage Dreileben, am 22. September brachte er durch Über- 
sall den ausgerückten Magdeburgern bei Hillersleben im Amte 
Wolmirstedt eine Niederlage bei. 
Unmöglich konnte Moritz dem untätig zusehen. Sein Ein- 
greifen wurde alsbald durch einen diplomatischen Erfolg belohnt. 
In einer am 30. September oder 1. Oktober 1550 zu Barby statt- 
gefundenen Zusammenkunft mit Georg erwirkte der Kurfürst die 
Überlassung des herzoglichen Kriegsvolkes bis auf 200 dem Herzog 
verbleibende Reiter. Freilich, zur Bezwingung der Stadt waren 
die Truppen nicht zureichend; an diese dachte wohl auch Moritz 
noch nicht, sondern nur daran, sich durch diesen geschickten Streich 
beim Kaiser zu empfehlen, vor allem aber, ihn aus seiner zu- 
wartenden Stellung zu drängen: er stellte die Truppen durch 
Christof von Carlowitz ihm zur Verfügung und bat um weitere 
Verhaltungsmaßregeln, namentlich aber auch um Erstattung derbis- 
her gehabten Kosten. Aber der Kaiser erteilte ausweichende Antwort. 
Verhandlungen, die Moritz mittlerweile mit den Magdeburgern 
geführt hatte, ergaben auch nicht das geringste Resultat. Er
	        
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