Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Freundes Körner in Loschwitz bei Dresden verbrachte, nannte 
Sachsen „eine Wüste der Geister“. Am 4. Dez. 1788 schrieb er 
an seine Schwägerin Karoline von Wolzogen: „Die Chursachsen 
sind nicht die liebenswürdigsten von unsern deutschen Landsleuten. 
Aber die Dresdner sind vollends ein seichtes, zusammengeschrumpf- 
tes, unleidliches Volk, bei dem es einem nie wohl wird. Sie 
schleppen sich in eigennützigen Verhältnissen herum, und der freie, 
edle Mensch geht unter dem hungrigen Staatsbürger ganz ber- 
loren, wenn er anders je dagewesen ist usw.“ Ahnlich lautet zehn 
Jahre später Jean Pauls Urteil, wenn schon man den einseitigen Zug 
der französischen Revolution darin verspürt: „Ich habe dabei meine 
demokratischen Zähne geknirscht, am meisten über das gekrümmte 
Schranzenvolk von Dresden, das nicht schön, nicht edel, nicht 
lesbegierig, nicht kunstbegierig ist, sondern nur höflich usw.“ Die 
Befchäftigung mit Literatur galt eigentlich in den höheren gesel- 
schaftlichen Kreisen als die Vorstufe der Entwickelung zum mauvais 
sujet. Als eine Geschichte Friedrichs I., des Stauffenkaisers, auo- 
nym erschienen war — der Verfasser war der damalige Leutnant 
von Funck, der uns dann nach der Schlacht von Jena bekannt ge- 
wrden ist —, schrieb Körner am 13. Okt. 1791 an Schiller: „Halle 
seinen Namen geheim; Schriftstellerei ist bei uns in Civil und 
Militair verrufen, und er muß jetzt aufs Avancement denken.“ 
Und wiederum Schiller schreibt über Körners philosophische Schrift- 
stellerei am 4. Okt. 1792: „Dein Name muß durchaus unbe- 
kannt bleiben, auch wenn Du über Materien schriebest, die mit 
Deinem Amte in der engsten Verbindung stehen und die Aristokralie 
aufs tapferste verteidigtest; denn von jeder Linie, die Du drucken 
ließest, würde man glauben, Du habest die Zeit dazu Deinen 
Geschäften gestohlen.“ — Daß man an höherer Stelle auf die 
philosophischen Köpfe, speziell auf die aus der kritischen Schule 
Kants hervorgegangenen, ein mißtrauisches Auge hatte, versteht 
sich in dem Lande des orthodoxen Luthertums von selbst. Ein 
beredtes Beispiel dafür liefert Joh. Gottl. Fichte, der, selbst ein 
Sohn Kürsachsens (geb. 19. Mai 1762 zu Rammenau in der Lunsit) 
seine 1794 in Jena gewonnene Stellung im Dezember 1799 auf 
Andrängen des Dresdener Ministers von Burgsdorff aufgeben
	        
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