644
gelegenheiten den Herzog Karl von Kurland, der ihn durch seinen
Adjutanten züchtigen ließ. Dann verschwand Schrepfer aus Leipzig,
um unter dem Namen eines Barons von Steinbach als frau-
ösischer Oberst wiederzukehren, und nunmehr begann er Geister-
erscheinungen vorzuführen. Er trat auch zu Dresden in Be-
ziehung zunächst mit dem berüchtigten Hofprediger Stark, einem
früheren Jesuitenzögling, dann mit anderen vornehmen Männern,
wie dem Minister von Wurmb, mit dem er sich insgeheim über
die Gewinnung des Kurfürsten und der leitenden Persönlichkeiten
für die Rosenkreuzerei verständigte, aber auch mit dem von ihm
früher beleidigten Herzog von Kurland. Diesen wußte er, als
er 1774 persönlich nach Dresden kam, so für sich einzunehmen,
daß ihm dieser für seine Geisterbeschwörungen sein Palais zur
Verfügung stellte. Hier ließ nun auf besonderen Wunsch des
Herzogs der Adept nach vielem Bitten auch den Geist des kurz
zuvor verstorbenen Chevalier de Saxe erscheinen. Die Wirkung
auf die Gesellschaft, die vorher auf Anraten des kundigen Exor-
zisten sich mit Punsch gestärkt hatte, namentlich auf den Herzog
von Kurland, war geradezu vernichtend, um so mehr, als Schrepser
den Hochseligen längere Zeit vergeblich wieder zur Heimreise in
die Ewigkeit zu bewegen suchte, und dieser dann, als man sich
kaum etwas erholt hatte, noch einmal hereingedampft kam. —
Nun fällt dieses Hervortreten Schrepfers in weiteren und höheren
Kreisen nicht lange nach der im Jahre 1773 erfolgten Auflösung
des Jesuitenordens; inwieweit er nun in dessen Auftrage oder auf
eigene Rechnung arbeitete, ist nicht zu ergründen. Jedenfalls be-
hauptete er vor seinen Dresdener Freunden, daß die Jesuiten
von den unermeßlichen Schätzen, die sie noch auf die Seite ge-
bracht hätten, mehrere Millionen in Steuerscheinen ihm anver-
traut hätten; sie lägen bei Gebr. Bethmann in Frankfurt a. M.
in Verwahrung. Er wolle diese kommen lassen und zum besten
seines Vaterlandes und seiner Freunde verwenden, setzte auch einen
Tag kurz vor der Michaelismesse 1774 an, an dem die Gelder von
Frankfurt einlaufen sollten. Aber vorher müsse jeder, der An
teil an dem Schatze haben wolle, seinen Lebenswandel bessern.
Nachdem sich in dieser Beziehung die Eingeweihten eine Zeitlang