Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Als Napoleon von Bayonne aus die eben besprochenen Maß= 
regeln ins Werk setzte, war er soeben damit beschäftigt, die spa- 
nische Frage zum Abschluß zu bringen. Seit dem Ende April 
schwebten dort Verhandlungen mit dem spanischen Königspaare, 
Karl IV. und seiner Gemahlin Marie Louise, und mit dem Thron- 
folger Ferdinand über deren Abdankung und Verzicht auf die 
spanische Königskrone zugunsten des Kaisers Napolcon. Am 10. 
und 11. Mai 1808 erfüllten König Karl und mit Ferdinand die 
übrigen Infanten den Wunsch des Kaisers. Aber noch im Mai 
flammte allenthalben in Spanien der Aufruhr empor, den nieder- 
zuwerfen Napoleon alle seine Kräfte anstrengen mußte, ohne doch 
zu einem bleibenden Ergebnis zu gelangen. Das gab Osterreich, 
dessen leitender Minister Graf Philipp Stadion seit 1806 mit 
Unterstützung des Erzherzogs Karl die Armee neu organisiert hatte, 
den Mut, gegen Napoleon zum Kriege zu rüsten, um die im 
Frieden zu Preßburg erlittenen Einbußen wiederzuerobern. Man 
suchte auch Preußen zu gewinnen, wo unter des Freiherrn von 
Stein und Scharnhorsts Leitung Staat und Armee ebenfalls eine 
folgen= und segensreiche Umgestaltung erfuhren und eine ent- 
schlossene Partei zum Kriege drängte; aber hier war man noch zu 
sehr mit der Heilung der 1806/07 erhaltenen Wunden beschäftigt 
und hatte allenthalben auch noch die Franzosen im Lande; man 
war froh, daß der vorerwähnte Vertrag von Paris vom 38. Sept. 
1808 wenigstens der schlimmsten Willkür ein Ende machte. Na- 
poleon aber hatte auf die Vorgänge in Österreich ein wachsames 
Auge. Da Sachsen bei seiner geographischen Lage für die Even- 
tualität eines Krieges in erster Linie in Betracht kam, ließ er durch 
seinen Gesandten in Dresden, seit Sachsens Erhebung zum König- 
reich einen Baron Bourgoing, im Juli 1808 den König auf die 
österreichischen Rüstungen aufmerksam machen; er solle unter dem 
Scheine von Übungslagern zwei Divisionen seiner Armee, 
die eine in der Lausitz, die andere an der Elbe zusammenziehen. 
Diesem Wunsche entsprach der König und ließ zu Bautzen und 
Pirna zwei Lager bilden. Aber da man in Österreich, wo man 
durch Napoleons Vorgehen gegen die Bourbons aufs tiefste er- 
schreckt war, nach einer Unterhaltung Metternichs, des öster-
	        
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