Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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die Jérôme benutzte, um mit dem Gepränge eines sieggekrönten 
Imperators am 1. Juli dort seinen Einzug zu halten; am nächsten 
Tage ließ er auch ein Tedeum abhalten. Der Rat der Residenz= 
stadt mit dem Bürgermeister Dr. Heyme an der Spitze, begrüßte 
ihn mit derselben ehrfürchtigen Freude, die auch den Braun- 
schweigern und Österreichern gewidmet worden war; mit dem 
Bürgermeister, der des Französischen mächtig war, unterhielt sich 
der König der Westfalen sehr gnädig, dagegen würdigte er die 
anwesenden Minister keines Blickes. Der Grund zu dieser Un- 
gnade lag in einem für das Wohl des Landes zwar in rühm- 
licher Weise besorgten, aber politisch doch recht unklugen Vor- 
gehen der mit der Regierung in Abwesenheit des Königs betrauten 
Geheimen Räte. Angesichts nämlich der vielfachen Ausschrei- 
tungen, die sich die Soldateska des Herzogs von Braunschweig 
zu schulden kommen ließ, beschlossen die Minister, sich sowohl an 
den österreichischen Höchstkommandierenden als an den österreichi- 
schen Kaiser selbst mit einer Beschwerde und. Bitte um Abhilfe zu 
wenden. Ein entsprechendes Schreiben wurde in zwei gleich- 
lautenden Kopien am 19. Juni dem Geheimen Kriegsrat von 
Manteuffel zur Übermittelung an die beiden Adressaten ausge- 
händigt, während der Geheime Finanzrat von Manteuffel nach 
Frankfurt geschickt wurde, um dem Könige von der Maßregel 
Mitteilung zu machen. Der Kriegsrat traf den Kaiser Franz 
am 23. Juni in Wolkersdorf, 4. Meilen vor Wien an, und am 
nächsten Tage wurde er sein Schreiben beim Erzherzog Karl los. 
Am 25. Juni zur kaiserlichen Tafel gezogen, wurde er am 26. 
mit den bernhigendsten Versicherungen entlassen. 
Einen ganz anderen Empfang erlebte des Kriegsrats Namens- 
velter in Frankfurt. Die Franzosen waren ebenso wie der K König 
Friedrich August außer sich über den Schritt des Geheimen Kon- 
siliums. Ein Restript des Königs vom 25. Juni erteilte diesem 
einen energischen Verweis: „Euch mögen Wir insbesondere nicht 
verhehlen, daß Wir die von euch . unternommene Verwen- 
dung an den Kaiser von Österreich mißfällig ersehen, auch für 
nötig befunden haben, diesen Schritt öffentlich zu desavonieren."“ 
Dies geschah denn auch in einem offiziellen Artikel der „Frank-
	        
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