Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 676 — 
wurde im Jahre 1810 mit dem Bau begonnen, der auf etwas 
über 6 Millionen Taler veranschlagt worden war. Während man 
in Dresden mit der Beseitigung der Festungswerke rasch genug 
begonnen hatte, ließ man sich bei den Wittenberger Werken Zeit, 
so daß diese noch im Befreiungskriege einen Stützpunkt der Fran- 
zosen bilden konnten. 
Das Jahr 1809 brachte aber für den König eine ganz be- 
sondere Aufregung, indem ihn der Kaiser mit den anderen Rhein- 
bundfürsten nach Paris einlud. Schwerlich hat wohl eine Ein- 
ladung geringere Freude beim Empfänger erregt als diese. Über- 
haupt kein Freund größerer Reisen, sollte er nun gleich nach 
Paris, dem Pfuhle der Revolution, unbekannt mit dem dortigen 
Hofbrauche, nicht einmal klar, in welcher Kleidung er erscheinen 
sollte. Dazu plagte ihn das Podagra. Aber am 10. Nov. traf der 
König doch in Paris ein, wo zu seinem Empfange Graf Seufft 
zurückgeblieben war. Nach dem Tode des Grafen Bose nämlich 
(9. Sept. 1809) hatte der König unter dem Beifalle Kaiser Na- 
poleons seinen Pariser Gesandten zum Nachfolger bestimmt, ihn 
aber vorerst noch bis zur Beendigung seines Pariser Besuchs 
auf seinem Posten belassen. König Friedrich August rangierte 
nun zwar, wie es in dem Posener Frieden bestimmt war, nach 
den beiden anderen Rheinbundkönigen, sah sich aber sonst in auf- 
fallender Weise vom Kaiser und namentlich von dessen Gemahlin 
ausgezeichnet; fast regelmäßig nahm die Kaiserin seinen Arm. 
Freilich hatte sie dafür einen ganz besonderen Grund. Mit echt 
weiblichem Instinkte hatte sie das Zuverlässige und Vertrauen- 
erweckende in dem altväterischen deutschen Herrn erkannt und 
machte ihn, sehr zu seiner Bestürzung, zum Mitwisser ihres ge- 
heimsten Schmerzes, daß sich nämlich ihr Gemahl von ihr tren- 
nen wolle; sie wünschte von ihm, daß er sich ihrer bei dem 
scheidungslustigen Gemahl annehmen möge, für welch heikle Mis- 
sion sich aber zur Befriedigung des Königs keine Gelegenheit 
fand. Der Kaiser entsprach seinem innersten Empfinden mehr, 
als er ihm eines schönen Tages Erfurt, das seit 1803 so sehn- 
lichst begehrte, in Aussicht stellte und ihn deshalb an seinen Mi- 
nister Champagny verwies. Während der König am 13. Dez.,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.