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leute ihre genauen Inventuren schriftlich eingereicht haben, am
14. Nov. durfte die Ausfuhr der nicht mit Beschlag belegten Güter
erfolgen, am 3. Dez. wurden gegen Entrichtung des durch ein
königliches Dekret vom 1. Okt. festgestellten Zolles die nunmehr
genau aufgezeichneten Kolonialgüter freigegeben. Hinterziehungen,
falsche Angaben u. dgl. wurden mit strengen Geldstrafen, ja mit
Gefängnis bedroht. Trotzdem kamen fortgesetzt die bedrohten De-
likte vor, und der Schmuggel blühte wie nie zuvor, namentlich
nahm er seinen Weg über die preußischen Ostseehäfen, insbesondere
Kolberg. Darum kam im Mai 1811 der Geheime Finanzrat von
Wagner auf erhobene Beschwerde Frankreichs nochmals nach
Leipzig. Mehrere Verhaftungen, sogar Überführungen von schul-
digen Kaufleuten nach dem Königstein kamen vor. Auch diesmal
hatte man es, wie beim ersten Male, auf englische Manufaktur-
waren abgesehen. Von diesen waren am 3. Dez. 1810 konfiszierte
Vorräte im Werte von 100000 Talern verbrannt worden;
diesmal wurden doch immer noch für 50000 Taler dem Feuer
überantwortet. Beim Anblicke jener Flammen „jenes letzten Aktes
srupider Tyrannei“ reifte in der Seele des jungen Studenten von
der Sahla, der durch das versuchte Attentat des Predigersohnes
Staps aus Naumburg am 13. Okt. 1809 auf Napoleon zu Schön-
brunn, durch Reinhardsche Predigten und Berichte über französische
Greuel bei der Einnahme von Lübeck aufs tiefste erregt war, der
Plan, nach Paris zu gehen und bei Gelegenheit der Tauffeierlich-
keiten des Königs von Rom, des am 20. März 1811 von der Öster-
reicherin Marie Louise geborenen Sohnes Napoleons, diesen zu
ermorden. Doch hatte er wohl selbst über seine finsteren Pläne
sich vorher schon geäußert; denn, als er in Paris ankam, nahm
ihn alsbald die Polizei in Empfang, und Bourienne, Napoleons
Vertrauter, verhörte ihn. Er hatte weiter nichts zu gestehen, als
daß er Napoleon, den Urheber aller bestehender Übel, habe töten
wollen. Er wurde als Wahnsinniger nach Vincennes gesteckt und
kam erst mit dem Sturze Napoleons wieder frei.
Daß es mit den sächsischen Finanzen überhaupt nicht auf-
wärts ging, merkte man daran, daß 1809 die Kassenbillette um
1 Million Taler vermehrt wurden, und daß auf eine von den Ständen