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des Jahres 1811 genehmigte Anleihe von 6 Millionen Talern
nur 2 Millionen gezeichnet wurden, was freilich auch in der
ganzen Unsicherheit der Zeitumstände und der spärlichen Ver-
sorgung des Geldmarktes mit baren Mitteln begründet lag. Daß
hierbei die beiden Hochstifter Merseburg und Naumburg, das
Fürstentum Querfurt und die Lausitzen ihre Anleihen besonders
aufnahmen, bewies wieder, wie wenig doch die schon seit Jahr-
hunderten zueinander gehörigen und aufeinander angewiesenen
Landesteile zu einem Ganzen verschmolzen waren. Eine solche
Union wurde zwar auf dem Landtage des Jahres 1811 von
der Ritterschaft und den Städten angeregt, aber namentlich von
den Stiftern und einigen maßgeblichen Herren mit dem völlig
im Alten verknöcherten Minister Grafen Hopfgarten, trotz der
Neigung des Königs dafür abgewiesen. Das auch von der Ritter-
schast in anerkennenswerter Rücksicht auf das Gemeinwohl, wenn-
gleich nach langem Kampfe für ihre Steuerfreiheit, zuletzt doch
noch genehmigte Projekt einer allgemeinen Einkommensteuer schei-
terte in seiner Durchführung an den bald eintretenden kriegerischen
Zeitumständen. «
Noch größer als in Sachsen gestaltete sich die Fingnzschwierig-
keit im Herzogtum Warschau. Eine Anleihe von 12 Millionen
Franken, die auf die beweglichen Vorstellungen des Königs hin,
Napoleon in Paris auflegen ließ und deren Vertrieb der Leip-
ziger Kaufmann Dufour vermitteln sollte, brachte knapp 5 Mil-
lionen ein, obwohl man die weltbekannten Salzwerke von Wieliczka
zum hypothekarischen Pfande gesetzt hatte. Von diesen 5 Millionen
gingen aber zunächst gleich zwei ab, die Napoleon durch Mittels-
personen hatte zeichnen lassen, um für das Unternehmen zu am-
mieren, und dann wurden die rückständigen Zahlungen auf die
Forderungen Frankreichs vom Bayonner Vertrag her davon mit
allzu reichlichen Zinsen abgezogen. Daß Polen in den Regie-
rungssorgen Friedrich Augusts auch sonst eine hervorragende Stel-
lung einnahm, dafür sorgte der neue Minister Graf Seufft. Aus
Paris hatte er die feste Überzeugung mit nach Hause gebracht,
daß Preußens Schicksal im Rate Napoleons besiegelt sei, und
daß man sich für die Aufteilung der Reste des Staates Friedrichs des