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von Osterreich an, denen zu seinem aufrichtigen Leidwesen der
König wegen seiner französischen Gäste nicht ebenfalls entgegen—
fahren konnte; er betraute mit dieser Mission seinen ältesten Bruder
Anton und dessen Gemahlin, eine Tochter Kaiser Leopolds II.
Noch am selben Tage wurde die glückliche Ankunft des französischen
Kaisers durch einen Frühgottesdienst mit einem Tedeum gefeiert,
worauf, noch nicht im Beisein der österreichischen Herrschaften, ein
Familiendiner stattfand; zu Ehren der letzteren folgte dann
ein Bankett in den Gemächern der Königin, wozu nur Mit-
glieder kaiserlicher und königlicher Familien eingeladen wurden,
worüber sich der Herzog von Weimar, da er keine Einladung
erhalten hatte, beschwerte; darauf verließ er Dresden. Aber an
den folgenden Tagen fand Tafel, und zwar um 8 Uhr abends
nur noch beim Kaiser Napoleon statt; zu dieser wurden der Kaiser
und die Kaiserin von Österreich täglich eingeladen, während
der König von Sachsen und die Familie des Prinzen Max ab-
wechselten mit Prinz Anton und Gattin und den Prinzessinnen
Mariannc und Elisabeth. So nahmen auch abwechselnd die höch-
sten Hofchargen von Österreich, Frankreich und Sachsen teil. Daran
schloß sich weiterer Empfang, wozu die Rheinbundfürsten zweiter
Ordnung geladen waren; teils wurde musiziert, teils, für die
Damen, ein Spielchen arrangiert, teils Konversation gemacht. Den
Kaiser Napoleon sah man regelmäßig mit seinem Schwiegerdater
in lebhaftem Gespräch auf und nieder gehen, bisweilen hielt er
Cercele, um sich den oder jenen vorstellen zu lassen, was in der
Regel der sächsische Oberkammerherr Baron von Friesen besorgte.
Bei einer solchen Gelegenheit fiel es auf, daß Kaiser Napoleon
den russischen Gesandten, einen Herrn von Kanikoff, mit einer
längeren und sehr freundlichen Unterhaltung auszeichnete. — Von
den Festlichkeiten, die bis zur Abreise Napoleons in der Nachl
vom 28./29. in ununterbrochener Reihenfolge stattfanden, sei nur
die feenhafte Illumination der Augustusbrücke und der Elbuser
am 17. und 19. Mai erwähnt.
Größeres Interesse erregte in diesem Festesrausche die An-
kunft König Friedrich Wilhelms III. von Preußen mit seinem
Sohne. Über den Charakter seines Zusammentreffens mit Na-