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als siebentes Korps der großen Armee unter dem Befehl des
den Sachsen seit 1809 bekannten Marschalls Reynier auf dem
äußersten rechten Flügel der französischen Aufstellung in Ruß-
land einzurücken; sächsischerseits führte der General Lecog, ein
tüchtiger und angesehener Mann, Generalstabschef war Oberst von
Langenau, Souschef der schon genannte Major Aster. Im Gegen-
satz zu der Stimmung der sächsischen Bevölkerung war man beim
Ausbruche des Krieges namentlich in den Kreisen der Offizere,
die auf Napoleon schwuren, der allerfreudigsten Hoffnung. Aber
die Stimmung trübte sich, als man nach dem Marsche von Guben,
von wo man schon am 26. März aufgebrochen war, am 8. und
9. April in Kalisch anlangte und hier von dem Befehle einer
Trennung des größeren Teiles der Kavallerie von der übrigen
Truppe erreicht wurde. Bei der Wichtigkeit der Reiterei in den
weit gedehnten russischen Ebenen hatte der Kaiser die Bildung
von vier großen Reservekavalleriekorps angeordnet unter der Ober-
leitung seines Schwagers Joachim Murat. Die sächsischen Reiter,
die der Generalleutnant von Thielmann befehligte, wurden dem
4. Reservekorps unter der speziellen Führung des Königs Jérôme
zugeteilt.
Ebenso unzufrieden, wie General Reynier mit dieser Maß-
regel war, die das 7. Korps auf 19313 Mann verminderte,
war es Thielmann, als sich von Tag zu Tag mehr die Un-
fähigkeit Jérôömes herausstellte. Reynier war nach Abgabe dreier
Reiterregimenter und überdies der reitenden Batterie von Hller
gezwungen, den ihm gebliebenen Rest Reiterei durch Aufklärungs-=
und Requisitionsdienst in einer Weise zu strapazieren, daß da-
mals schon der Abgang an Mann und Pferd bedenklich wirkte.
Was jener aber unter dem Drucke der Notwendigkeit herbeiführen
mußte, verschuldete Jérôme durch völlig planloses Hin= und Her-
schicken seiner Leute. — Das Hauptkorps unter General Rehnier
erhielt bald den Befehl, in südwestlicher Richtung die SÖsterreicher,
die bei Lublin standen, bei Pruszann und Kobryn abzulösen,
was durch eine gegenzügige Bewegung in der Zeit vom 20. bis
24. Juli geschah. Bei Kobryn aber kam es vom 24.—26. Juli
zu ernsten Gefechten zwischen sächsischen Vorhutstruppen und ruf-