Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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zosen gelangt waren, erhielt der dem Generalleutnant Thielmann 
zunächst vorgesetzte Divisionär Lorge den Befehl, gegen die Höhen, 
insbesondere die sog. Rajewski-Schanze vorzugehen, ein in der 
Kriegsgeschichte wohl selten erteilter Auftrag, hochgelegene Ver— 
schanzungen mit Reiterei zu nehmen. Und doch wurde er von 
den Sachsen mit höchster Tapferkeit ausgeführt. Zunächst entsandte 
nach vorangegangener Verständigung mit Latour-Maubourg Thiel- 
mann 2½ Schwadronen Garde-du-korps, die er gerade um sich 
gesammelt hatte, zum Angriff gegen eine in der Front feuernde 
Batterie, noch nicht gegen die Schanze selbst. Die Batterie wurde 
genommen, die dahinter sich sammelnden Reste der 2. russischen 
Grenadierdivision überritten. Schon zeigten sich aber weiter hinten 
an einem Walde Dragoner des Grafen Sievers; auch sie wurden 
geworfen. Während sich jedoch nun das überrittene Fußvolk wieder 
sammelte und hinter den Gardedukorps herschoß, kamen die Zastrow- 
kürassiere und überritten es zum zweiten Male. Auch diesem 
Kürassierregiment warfen sich russische Reiter entgegen, auch sie 
vergeblich. Die Reste jener Gardeinfanterie aber erlagen dem 
Schwerte der bei diesem staffelförmigen Angriffe als dritte er- 
schienenen polnischen Kürassiere Malachowskis. 
Aber russischerseits erfolgte nun ein großer Reiterangriff 
durch die Leibkürassiere, die Regimenter Kaiserin, Astrachan und 
ein mit Lanzen bewaffnetes Husarenregiment. In dem sich ent- 
wickelnden Handgemenge, bei dem auch Thielmann mehrfach Proben 
persönlicher Tapferkeit abgab, erhielten die Sachsen Hilfe von 
der Division Friant und den westfälischen Kürafsieren, so daß 
sie sich wieder ordnen konnten. Freilich waren die Verluste groß 
gewesen. Mehrere Stunden blieb nun die Brigade ohne Ver- 
wendung; diese waren aber darum nicht minder furchtbar, weil 
man dem Feuer der Rajewski-Schanze ausgesetzt war, deren Kar- 
tätschen ganze Reihen der Kürassiere niederrissen. Die sächsischen 
Reiter bewahrten aber eine bewundernswerte Ruhe. Gegen 3 Uhr 
gelangte dann der erneute Befehl des Kaisers an die Reiterkorps 
von Montbrun und Latour-Manbourg, sofort zum Angriff auf die 
Rajewski-Schanze selbst vorzugehen. Hierbei bildeten die sächsischen 
Kürassiere den linken Flügel und unternahmen einen Angriff
	        
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