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zosen gelangt waren, erhielt der dem Generalleutnant Thielmann
zunächst vorgesetzte Divisionär Lorge den Befehl, gegen die Höhen,
insbesondere die sog. Rajewski-Schanze vorzugehen, ein in der
Kriegsgeschichte wohl selten erteilter Auftrag, hochgelegene Ver—
schanzungen mit Reiterei zu nehmen. Und doch wurde er von
den Sachsen mit höchster Tapferkeit ausgeführt. Zunächst entsandte
nach vorangegangener Verständigung mit Latour-Maubourg Thiel-
mann 2½ Schwadronen Garde-du-korps, die er gerade um sich
gesammelt hatte, zum Angriff gegen eine in der Front feuernde
Batterie, noch nicht gegen die Schanze selbst. Die Batterie wurde
genommen, die dahinter sich sammelnden Reste der 2. russischen
Grenadierdivision überritten. Schon zeigten sich aber weiter hinten
an einem Walde Dragoner des Grafen Sievers; auch sie wurden
geworfen. Während sich jedoch nun das überrittene Fußvolk wieder
sammelte und hinter den Gardedukorps herschoß, kamen die Zastrow-
kürassiere und überritten es zum zweiten Male. Auch diesem
Kürassierregiment warfen sich russische Reiter entgegen, auch sie
vergeblich. Die Reste jener Gardeinfanterie aber erlagen dem
Schwerte der bei diesem staffelförmigen Angriffe als dritte er-
schienenen polnischen Kürassiere Malachowskis.
Aber russischerseits erfolgte nun ein großer Reiterangriff
durch die Leibkürassiere, die Regimenter Kaiserin, Astrachan und
ein mit Lanzen bewaffnetes Husarenregiment. In dem sich ent-
wickelnden Handgemenge, bei dem auch Thielmann mehrfach Proben
persönlicher Tapferkeit abgab, erhielten die Sachsen Hilfe von
der Division Friant und den westfälischen Kürafsieren, so daß
sie sich wieder ordnen konnten. Freilich waren die Verluste groß
gewesen. Mehrere Stunden blieb nun die Brigade ohne Ver-
wendung; diese waren aber darum nicht minder furchtbar, weil
man dem Feuer der Rajewski-Schanze ausgesetzt war, deren Kar-
tätschen ganze Reihen der Kürassiere niederrissen. Die sächsischen
Reiter bewahrten aber eine bewundernswerte Ruhe. Gegen 3 Uhr
gelangte dann der erneute Befehl des Kaisers an die Reiterkorps
von Montbrun und Latour-Manbourg, sofort zum Angriff auf die
Rajewski-Schanze selbst vorzugehen. Hierbei bildeten die sächsischen
Kürassiere den linken Flügel und unternahmen einen Angriff