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auf 5 Bataillone Fußvolk, die hinter den Verschanzungen Stel—
lungen genommen hatten. In der Entfernung von 100 Schritten
begrüßte sie ein todbringendes Geschützfeuer. Aber es gelang den
Gardedukorps als ersten und unter ihnen Thielmanns Adjutanten
von Miuckwitz als erstem, über den Graben und die Brustwehr
zu kommen. Die Besatzung entfloh, ordnete sich aber bald wieder
zu Vierecken, auf die einige nicht gut geordnete Angriffe anfangs
mißlangen, bis gegen 4 Uhr von der nun schon gänzlich ermatteten
Brigade und der Division Lorge unter persönlicher Führung Thiel-
manns die entscheidende Attacke erfolgte, die das neu gebildete
russische Infanterieviereck völlig sprengte. Um 5 Uhr hörte das
Fenern gänzlich auf und die Sachsen erhielten Befehl, in ihre
vorigen Biwakplätze zurückzukehren, nachdem sie 14 Stunden im
Sattel und sechs Stunden dem Kanonenfeuer ausgesetzt gewesen
waren. Dem entsprach der Verlust. Die Gardedukorps hatten
18 Offiziere und 347 Mann, die Zastrow-Kürassiere 18 Offi-
ziere und 264 Mann, die polnischen Kürassiere endlich 7 Offi-
ziere und 85 Mann und das Regiment Prinz Albrecht im ganzen
110 Mann verloren. Thielmann wurde nach der Schlacht von Murat
öffentlich umarmt, erhielt nach einigen Wochen das Kommandeur-
kreuz der Ehrenlegion und das des Heinrichsordens und wurde
in den Freiherrnstand erhoben.
Am 14. Sept. zogen die Sachsen mit dem übrigen fran-
zösischen Heere in der alten Zarenstadt ein und wurden somit
Zeugen jenes furchtbaren Brandes, der Napoleons Weltherrschaft
in Rauch aufgehen ließ. Aber weit davon entfernt, daß sie hier
einige Ruhe gehabt hätten, wurden sie schon am 16. zum Auf-
klärungsdienst zusamt den Polen gegen die Truppen Kutusows
vorgeschoben, wobei durch Mangel an Verpflegung und Futter
wiederum Verlust von Mannschaften und namentlich an Pferden
zu beklagen war. Vergeblich erwartete Napoleon vom Zaren
Friedensanerbietungen und verlor damit fast fünf kostbare Wochen.
Endlich wurde am 18. Okt. der Rückmarsch angetreten; jetzt zählten
die Gardedukorps noch 79, das Regiment Zastrow, noch 82 und
das Regiment Prinz Albrecht nur noch 70 berittene Leute, eine
Anzahl Mannschaften, etwa 200, folgten zu Fuß nach. Dauernd