Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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auf 5 Bataillone Fußvolk, die hinter den Verschanzungen Stel— 
lungen genommen hatten. In der Entfernung von 100 Schritten 
begrüßte sie ein todbringendes Geschützfeuer. Aber es gelang den 
Gardedukorps als ersten und unter ihnen Thielmanns Adjutanten 
von Miuckwitz als erstem, über den Graben und die Brustwehr 
zu kommen. Die Besatzung entfloh, ordnete sich aber bald wieder 
zu Vierecken, auf die einige nicht gut geordnete Angriffe anfangs 
mißlangen, bis gegen 4 Uhr von der nun schon gänzlich ermatteten 
Brigade und der Division Lorge unter persönlicher Führung Thiel- 
manns die entscheidende Attacke erfolgte, die das neu gebildete 
russische Infanterieviereck völlig sprengte. Um 5 Uhr hörte das 
Fenern gänzlich auf und die Sachsen erhielten Befehl, in ihre 
vorigen Biwakplätze zurückzukehren, nachdem sie 14 Stunden im 
Sattel und sechs Stunden dem Kanonenfeuer ausgesetzt gewesen 
waren. Dem entsprach der Verlust. Die Gardedukorps hatten 
18 Offiziere und 347 Mann, die Zastrow-Kürassiere 18 Offi- 
ziere und 264 Mann, die polnischen Kürassiere endlich 7 Offi- 
ziere und 85 Mann und das Regiment Prinz Albrecht im ganzen 
110 Mann verloren. Thielmann wurde nach der Schlacht von Murat 
öffentlich umarmt, erhielt nach einigen Wochen das Kommandeur- 
kreuz der Ehrenlegion und das des Heinrichsordens und wurde 
in den Freiherrnstand erhoben. 
Am 14. Sept. zogen die Sachsen mit dem übrigen fran- 
zösischen Heere in der alten Zarenstadt ein und wurden somit 
Zeugen jenes furchtbaren Brandes, der Napoleons Weltherrschaft 
in Rauch aufgehen ließ. Aber weit davon entfernt, daß sie hier 
einige Ruhe gehabt hätten, wurden sie schon am 16. zum Auf- 
klärungsdienst zusamt den Polen gegen die Truppen Kutusows 
vorgeschoben, wobei durch Mangel an Verpflegung und Futter 
wiederum Verlust von Mannschaften und namentlich an Pferden 
zu beklagen war. Vergeblich erwartete Napoleon vom Zaren 
Friedensanerbietungen und verlor damit fast fünf kostbare Wochen. 
Endlich wurde am 18. Okt. der Rückmarsch angetreten; jetzt zählten 
die Gardedukorps noch 79, das Regiment Zastrow, noch 82 und 
das Regiment Prinz Albrecht nur noch 70 berittene Leute, eine 
Anzahl Mannschaften, etwa 200, folgten zu Fuß nach. Dauernd
	        
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