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im Augenblicke lag dessen Sache im argen und das Vordringen
der Verbündeten brachte auch dem Bundesgenossen des Imperators
Gefahr. So erwog der König die Wahl eines sicheren Zufluchts-
ortes. Der franzöfische Gesandte, Baron Serra, schlug Frank-
furt vor, das ja schon 1809 als Asyl gedient hatte, wünschte
aber diesen Schritt mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung so
lange als möglich hinausgeschoben zu sehen. Doch fürchtete der
König dabei, daß die Verbündeten die Wahl dieses Ortes als
herausfordernde Parteinahme ansehen und dementsprechend das
Land mit Beschlag belegen würden. Aus dem entgegengesetzten
Grunde lehnte er das vom Kaiser von Österreich angebotene Prag
ab, weil Serra dies als eine Durchbrechung der Bundespflicht
gegen Frankreich bezeichnete. Als nun aber die Kosaken in der
Lausitz eindrangen, wurde in einer Beratung mit den Generälen
von Thielmann und von Gersdorff die Abreise von Dresden, und
zwar zunächst nur bis Plauen, beschlossen; am 28. Febr. ver-
ließ der König mit Gemahlin und Tochter Dresden, nachdem
er alle Gehälter, Pensionen usw. auf vier Monate hatte voraus-
bezahlen lassen. In der Begleitung des Königs befand sich der
Kriegsminister von Cerrini und der unentbehrliche Marcolini,
denen zwei Tage später auch Graf Senfft folgte. Wie 1809
blieb die hochbetagte Prinzessin Elisabeth (geb. 1736) in Dresden
zurück, während die übrigen Mitglieder der königlichen Familie
schon einige Tage vorher nach Bayreuth gegangen waren. Zur
Wahrnehmung der Regierungsgeschäfte wurde vom Könige eine
Immediatkommission niedergesctzt, welche aus dem Konferenz-
minister von Globig, als Präsidenten, dem Oberkammerherrn von
Friesen und den Geheimen Finanzräten von Manteuffel und von
Zezschwitz bestand. Keiner aber von den genannten hatte die
Fähigkeit und den Mut zu selbständigem Vorgehen, wie die Lage
es jetzt unbedingt erforderte. In die Umgebung des Königs aber
trat in der zweiten Woche des März General von Langenau,
der sich bis dahin in der Begleitung des Generals Reynier als
Generalsstabschef des nun freilich nicht mehr existierenden 7. Armee-
korps befunden hatte. Auch er hatte aus dem Feldzug nach
Rußland genügenden Haß gegen Frankreich heimgebracht; aber