Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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ein Mann von anständiger Gesinnung, sein Quartier genommen 
hatte und auch dann ruhig blieb, als man ihm die Fenster mit 
Steinen einwarf. Sein General Durutte wollte allerdings mit 
Kartätschen unter das aufgeregte Volk feuern lassen. Aber mittler- 
weile erschien der sächsische General Lecoq mit einigen Grenadier- 
kompagnien und säuberte halb mit Gewalt, halb mit Güte den 
Platz, hielt sogar persönlich vor dem Quartier des Generals wäh- 
rend der Nacht den Befehl über die Wache. Aber alsbald erschien 
Davout in Dresden und löste Reynier ab, der aus Gesundheits- 
rücksichten kurz vor dem Ereignis Urlaub verlangt hatte. Er 
verhängte über die Stadt verschärften Belagerungszustand und 
ließ vor allem die Sprengungsvorbereitungen wieder aufnehmen. 
Außer dem von Thielmann verlangten Mineur hatte Davout 
noch einen französischen Sappeuroffizier aus Leipzig mitgebracht 
und vor allem wurden aus Freiberg dreißig Bergleute requiriert. 
Dies war insofern ein Glück, als die Sprengung, die nun doch 
einmal unabwendbar war, in der neunten Morgenstunde des 
19. März wenigstens so erfolgte, daß nur ein Bogen einstürzte 
und die Brücke sonst nicht gefährdet wurde. In der Nacht vorher hatte 
der feurige Patriot von Miltitz, der der Vertreter des Meißnischen 
Kreises am Landtag war, das Kruzifix von der Brücke nehmen 
lassen. — 
König Friedrich August war nun zwar auch auf das tiesste 
empört über die gegen seinen ausdrücklichen Einspruch ge- 
schehene Sprengung der Elbbrücke und die sonstigen schon er- 
wähnten Übergriffe der Franzosen, aber weiteres wagte er doch 
nicht, als daß er am 20. März den Rittmeister v. d. Schulenburg 
an Napoleon sandte, um über Davout Beschwerde zu führen, 
wie er auch verlangte, daß dieser nicht mehr in gemeinsame Aktion 
mit den sächsischen Truppen treten sollte; diese sollten überhaupt 
am besten bei Torgau konzentriert werden. Auch in der nun- 
mehr, am 18. März, erfolgten endgültigen Ernennung Thiel- 
manns zum Kommandanten der eben genannten Festung lag ein 
Zeichen von dem einer größeren Energie zuneigenden Politik des 
sächsischen Hofes. 
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Denn in Plauen waren Thielmanns Gesinnungen keineswegs
	        
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