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ein Mann von anständiger Gesinnung, sein Quartier genommen
hatte und auch dann ruhig blieb, als man ihm die Fenster mit
Steinen einwarf. Sein General Durutte wollte allerdings mit
Kartätschen unter das aufgeregte Volk feuern lassen. Aber mittler-
weile erschien der sächsische General Lecoq mit einigen Grenadier-
kompagnien und säuberte halb mit Gewalt, halb mit Güte den
Platz, hielt sogar persönlich vor dem Quartier des Generals wäh-
rend der Nacht den Befehl über die Wache. Aber alsbald erschien
Davout in Dresden und löste Reynier ab, der aus Gesundheits-
rücksichten kurz vor dem Ereignis Urlaub verlangt hatte. Er
verhängte über die Stadt verschärften Belagerungszustand und
ließ vor allem die Sprengungsvorbereitungen wieder aufnehmen.
Außer dem von Thielmann verlangten Mineur hatte Davout
noch einen französischen Sappeuroffizier aus Leipzig mitgebracht
und vor allem wurden aus Freiberg dreißig Bergleute requiriert.
Dies war insofern ein Glück, als die Sprengung, die nun doch
einmal unabwendbar war, in der neunten Morgenstunde des
19. März wenigstens so erfolgte, daß nur ein Bogen einstürzte
und die Brücke sonst nicht gefährdet wurde. In der Nacht vorher hatte
der feurige Patriot von Miltitz, der der Vertreter des Meißnischen
Kreises am Landtag war, das Kruzifix von der Brücke nehmen
lassen. —
König Friedrich August war nun zwar auch auf das tiesste
empört über die gegen seinen ausdrücklichen Einspruch ge-
schehene Sprengung der Elbbrücke und die sonstigen schon er-
wähnten Übergriffe der Franzosen, aber weiteres wagte er doch
nicht, als daß er am 20. März den Rittmeister v. d. Schulenburg
an Napoleon sandte, um über Davout Beschwerde zu führen,
wie er auch verlangte, daß dieser nicht mehr in gemeinsame Aktion
mit den sächsischen Truppen treten sollte; diese sollten überhaupt
am besten bei Torgau konzentriert werden. Auch in der nun-
mehr, am 18. März, erfolgten endgültigen Ernennung Thiel-
manns zum Kommandanten der eben genannten Festung lag ein
Zeichen von dem einer größeren Energie zuneigenden Politik des
sächsischen Hofes.
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Denn in Plauen waren Thielmanns Gesinnungen keineswegs