Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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unbekannt, und er gab nach seiner Ernennung schon am 21. März 
von seinem Standpunkte Kunde, indem er zwei Bataillone und 
eine Kompagnie französischer Truppen, die dem Marschall Davout 
vorausmarschierten, nicht in die Festung aufnahm, den Marschall 
selbst allerdings die Nacht über beherbergte, aber ihm ganz rückhalt— 
los Vorwürfe über die Sprengung der Dresdener Brücke machte 
und ihm rundweg jede Geschützlieferung für Wittenberg abschlug. 
In Plauen freilich vernahm man die Nachricht von Thielmanns 
Auftreten ebenso wie die Meldung, daß die sächsischen Truppen 
bei Dresden sich auf dem Abmarsche nach Torgau befänden, mit 
geteilten Gefühlen. Gersdorff schrieb am 23. März zwar an 
Thielmann: „Sie haben sich Lorbeeren verdient!“, aber weiter- 
hin fügte er die die Lage recht kennzeichnenden Worte hinzu: 
„Von der Unruhe unseres guten Königs haben Sie keinen Be- 
griff; Sie kennen ihn und die Ereignisse, folglich können Sie 
sich auch seine Stimmung denken. Und dabei diese Taubenunschuld! 
Immer das Bessere glauben, niemand etwas Schlimmes zutrauen, 
alle Welt für so redlich halten, als er selbst ist. Wahrlich diese 
paradiesische Ansicht der Welt, ihrer Bewohner und Moral macht 
uns das Leben nicht selten sehr sauer.“ 
Und während auf der einen Seite die Verbündeten vor- 
rückten und das Land besetzten, hatte Napoleon dem Könige 
durch seinen Stabsoffizier Kapitän Lauriston brieflich unter dem 
2. März melden lassen, daß er in nächster Zeit mit 300000 
Mann anrücken, die Kontingente der deutschen Südstaaten mobil 
gemacht haben und General Bertrand von Verona aus mit 60000 
Mann heranmarschieren lassen würde. Zu dieser Kunde kam 
noch eine nicht minder beunruhigende. Schon 1801 hatte Thiel- 
mann bei einer Reise nach Paris aus Talleyrands Munde er- 
fahren, daß Herzog Karl August von Weimar Unterhandlungen 
wegen Erlangung der sächsischen Kurwürde geführt hätte, und der 
dem ersten Konsul nahe stehende Graf Narbonne, der mit Thiel- 
mann seit 1798 bekannt und mit Talleyrand befreundet war, 
hatte ihm noch nähere Mitteilungen gemacht, ebenso waren auf 
dem Rastatter Kongreß Andeutungen in dieser Richtung gefallen. 
Jetzt, in einer Lage, die dem energisch Zugreifenden, falls er nur 
Sturmhoefek, Geschichte der sächsischen Lande. 45
	        
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