Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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die richtige Partei wählte, reichen Gewinn versprach, tauchten 
diese Gerüchte von den bösen Ränken des Weimaraners wieder 
auf. Der neue sächsische Gesandte in Paris, Just, wurde am 
15. März darauf aufmerksam gemacht, und an Thielmann schrieb 
Langenau: „Es wird immer wahrscheinlicher, daß der Herzog 
von Weimar gegen uns noch mehr als gegen Frankreich kabaliert.“ 
Einige Wochen später, als der König auch Plauen verlassen und 
Regensburg aufsgesucht hatte, erschien in einer dem Weimarer 
Hofe nahestehenden Zeitung die boshafte Betrachtung: „Sollte 
die Ernestinische Linie ihre alten Rechte wieder erlangen, so würde 
der katholische Chef der Albertinischen doch immer noch Erzbischof 
von Regensburg werden können.“ — — — 
Auf die Nachricht von dem Einrücken preußischer Truppen 
in die Lausitz und von dem Übergang von Kosaken über die Elbe 
hielt sich König Friedrich August in Plauen nicht mehr sicher 
und beschloß nach Bayern zu gehen. Mit dem bayrischen Ge- 
sandten von Pfeffel hatte sich auch Senfft schon vertraulich dahin 
verständigt, daß es nunmehr an der Zeit sei, die schimpflichen 
Fesseln des Rheinbundes abzuwerfen; dies könne nur mit Hilfe 
einer Annäherung an Österreich geschehen, wenn man sich nicht 
in die Bundesgenossenschaft des ebenso gefürchteten wie gehaßten 
Preußen begeben wollte. Zunäch freilich meinte er, genüge es, 
die Neutralität aufrecht zu erhalten, die man dadurch bewiese, 
daß in Torgau weder die Franzosen noch die Verbündeten ein- 
gelassen würden. Da langte die Kunde von den Proklamationen 
an, die von dem Fürsten Kutusow am 25. März, von Wittgen- 
stein und Blücher schon am 23. erlassen worden waren. Die 
erstgenannte erging im Namen der vereinigten Monarchen; sie 
riefen die Deutschen zum Kampfe gegen Napoleon auf, zugleich 
drohten sic allen Fürsten, die sich der Sache der Freiheit ver- 
schlössen, mit der verdienten Vernichtung durch die Kraft der 
öffentlichen Meinung und durch die Macht gerechter Waffen. Dem- 
entsprechend errichteten sie einen „Zentralverwaltungsrat", der 
unter Steins Vorsitz die Verwaltung der eroberten Länder über- 
nehmen sollte. Die Proklamation Wittgensteins, die übrigens Ernst 
Moritz Arndt verfaßt hatte, war unmittelbar an die Sachsen
	        
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