Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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des Lebens für edelgesinnte Gemüter keinen Wert haben, daß 
Unterjochung die höchste Schmach sei. . . . Euer Landesherr ist 
in fremder Gewalt; die Freiheit des Entschlusses ist ihm ge— 
nommen. Die Schritte beklagend, die zu tun eine verräterische 
Politik ihn nötigte, wollen wir sie ihm ebensowenig zurechnen, 
als sie euch entgelten lassen. Den Freund deutscher Unabhängig- 
keit werden wir als unseren Bruder betrachten, den irregeleiteten 
Schwachsinnigen mit Milde auf die rechte Bahn leiten, — den 
ehrlosen, verworfenen Handlanger fremder Tyrannei aber als 
einen Verräter am gemeinsamen Vaterlande unerbittlich verfolgen.“ 
Diese Sprache erregte natürlich gleich der Kutusows bei 
Friedrich August und seiner Umgebung ebenso große wie be- 
rechtigte Entrüstung. In höchster Aufregung schrieb Senfft an 
Thielmann: „Die Proklamation ist aus der Feder eines Generals, 
der nicht einem Comité du salut public, sondern einem Kaiser 
dient, ein Attentat gegen die Grundpfeiler, auf welchen der Thron 
seines eigenen Souveräns ruht, und wenn dieser selbst eine solche 
Sprache genehmigt, ein Vergessen der eigenen Würde, das für 
die Sache selbst nichts Gutes ahnen läßt. Wir sind natürliche 
Verbündete der Sache Deutschlands und der Freiheit; wer uns 
aber die Schande zumutet, uns, ohne Sicherheit für den Staat 
zu gewähren und auch ohne nur zu dem Regenten gesprochen zu 
haben, als schwindelnde Empörer den Fremden in die Arme zu 
werfen, ja, der ist unser Feind! Eine neue Sklaverei — die 
elendeste wäre es, wenn wir uns jetzt von der Furcht vor dem 
Eindrucke, den jener Schritt auf das Volk machen könnte, hin- 
reißen ließen. Das wäre recht eigentlich die Krone oder wenig- 
stens das Zepter ablegen!“ — 
Jedenfalls mußte der König jetzt den beabsichtigten Auf- 
bruch nach Bayern antreten. Am 28. März verließ er Plauen 
und begab sich nach Regensburg, das ihm bei seinen jetzt enger wer- 
denden Beziehungen zu Bayern als die beste Zufluchtsstätte er- 
schien. Am 30. März langte er da an und sah auch die Prinzen 
aus Bayreuth dort um sich versammelt. Vor seiner Abreise hatte 
er die Immediatkommission angewiesen, auf zweckmäßige Weise 
darauf hinzuwirken, daß das sächsische Volk über die Richtigleit
	        
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