Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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der Gründe für seine Entfernung aufgeklärt werde. An Thiel— 
mann aber schrieb Senfft am 27. März durchaus charakteristisch 
für die von ihm für gut befundene Politik: „Sie werden es 
halten mit Klugheit und Würde, durch Parlamentieren Zeit ge— 
winnen, jeden unwürdigen Antrag zurückweisen, jeden ehrenhaften 
so aufnehmen, daß man Vertrauen zu uns fasse. . . . So finden 
Sie also, teuerster Freund, Ihre ganze Instruktion in Ihrem 
Herzen voll edler Gefühle. Der König ist gestählt und die Briefe 
von Davout und dem einfältigen Durutte haben keinen Ein— 
druck auf ihn gemacht. . . . Nehmen Sie unter keiner Be- 
dingung einen fremden Kommandanten oder ein fremdes Ba- 
taillon auf!“ — Das einzig Greifbare an dieser sonderbaren 
Instruktion war der Befehl, niemanden in die Festung einzu- 
lassen, ein aus der Ferne recht wohl zu erteilender Befehl, der 
sich auf die Eventualität zu verlassen schien, daß die Verbündeten 
Torgau ruhig seinem Schicksale überlassen würden. 
Unterdessen nahmen die kriegerischen Ereignisse ihren Fort- 
gang. Nachdem der russische Oberst Prendel schon am 22. März 
in die Dresdener Neustadt eingezogen war, zog der die Altstadt 
besetzt haltende General Durutte am 25. März über Nossen und 
Wilsdruff ab. Am Morgen des 27. März nahm Prendel Besitz 
von der Altstadt, deren Bevölkerung ihn mit Jubel begrüßte; 
er ließ darauf zwischen der Alt= und Neustadt eine Floßbrücke 
schlagen, auf der am 29. das Korps Winzingerode passierte. Wäh- 
rend man nun sofort an die Wiederherstellung des gesprengten 
Brückenbogens ging, schlug man stromabwärts eine zweite Floß- 
brücke und auf diesen beiden Brücken marschierte Blücher mit seinem 
Heere auf das linke Ufer. In dieser Zeit floß aber auch schon 
sächsisches Blut. Am 1. April hatte die französische Division 
Morand, bei der sich noch das Regiment Prinz Max und die 
Batterie Essenius befand, Lüneburg besetzt, das aber am 2. April 
von den Russen unter Dörnberg gestürmt wurde. Bei dem Ver- 
suche, die Stadt an der Spitze von 250 Mann Sachsen wieder 
zu nehmen, fiel General Morand, und die Sachsen unter der 
nunmehrigen Führung des ebenfalls verwundeten Obersten von 
Ehrenstein wurden umzingelt und mußten die Waffen strecken.
	        
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