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der Gründe für seine Entfernung aufgeklärt werde. An Thiel—
mann aber schrieb Senfft am 27. März durchaus charakteristisch
für die von ihm für gut befundene Politik: „Sie werden es
halten mit Klugheit und Würde, durch Parlamentieren Zeit ge—
winnen, jeden unwürdigen Antrag zurückweisen, jeden ehrenhaften
so aufnehmen, daß man Vertrauen zu uns fasse. . . . So finden
Sie also, teuerster Freund, Ihre ganze Instruktion in Ihrem
Herzen voll edler Gefühle. Der König ist gestählt und die Briefe
von Davout und dem einfältigen Durutte haben keinen Ein—
druck auf ihn gemacht. . . . Nehmen Sie unter keiner Be-
dingung einen fremden Kommandanten oder ein fremdes Ba-
taillon auf!“ — Das einzig Greifbare an dieser sonderbaren
Instruktion war der Befehl, niemanden in die Festung einzu-
lassen, ein aus der Ferne recht wohl zu erteilender Befehl, der
sich auf die Eventualität zu verlassen schien, daß die Verbündeten
Torgau ruhig seinem Schicksale überlassen würden.
Unterdessen nahmen die kriegerischen Ereignisse ihren Fort-
gang. Nachdem der russische Oberst Prendel schon am 22. März
in die Dresdener Neustadt eingezogen war, zog der die Altstadt
besetzt haltende General Durutte am 25. März über Nossen und
Wilsdruff ab. Am Morgen des 27. März nahm Prendel Besitz
von der Altstadt, deren Bevölkerung ihn mit Jubel begrüßte;
er ließ darauf zwischen der Alt= und Neustadt eine Floßbrücke
schlagen, auf der am 29. das Korps Winzingerode passierte. Wäh-
rend man nun sofort an die Wiederherstellung des gesprengten
Brückenbogens ging, schlug man stromabwärts eine zweite Floß-
brücke und auf diesen beiden Brücken marschierte Blücher mit seinem
Heere auf das linke Ufer. In dieser Zeit floß aber auch schon
sächsisches Blut. Am 1. April hatte die französische Division
Morand, bei der sich noch das Regiment Prinz Max und die
Batterie Essenius befand, Lüneburg besetzt, das aber am 2. April
von den Russen unter Dörnberg gestürmt wurde. Bei dem Ver-
suche, die Stadt an der Spitze von 250 Mann Sachsen wieder
zu nehmen, fiel General Morand, und die Sachsen unter der
nunmehrigen Führung des ebenfalls verwundeten Obersten von
Ehrenstein wurden umzingelt und mußten die Waffen strecken.