Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Die ihnen zuteil werdende Behandlung entsprach durchaus nicht 
ihrer tapferen Haltung; obwohl sie in ihrer Lage nicht gut anders 
hatten handeln können, und trotz eines ausdrücklichen Armeebefehls 
der verbündeten Monarchen, nannte man sie vaterlandslose Sold— 
knechte des Tyrannen und steckte sie nach manchen Leiden in die 
russisch-deutsche Legion. 
Übrigens war man im Hauptquartier nicht ganz zufrieden 
mit dem scharfen Tone der Proklamationen, ließ auch einen ge- 
hässigen Angriff des später zu so trauriger Berühmtheit gelangten 
russischen Publizisten von Kotzebue desavouieren, der u. a. in 
der „Königsberger Zeitung“ gesagt hatte, daß eigentlich die ernesti- 
nische Linie die rechtmäßigen Ansprüche auf Sachsen habe. Es 
entsandte auch der preußische König am 9. April von Breslau 
aus den Generalmajor von Heister an den König Friedrich August 
nach Regensburg, um ihn zum Anschluß an die deutsche Sache 
zu bewegen. Am Tage vorher langte Stein in Dresden an. 
Da die Immediatkommission entsprechend ihrer Instruktion und 
ihrer Zusammensetzung völlig hilf= und bedeutungslos war, so 
verlangte er die Niedersetzung eines ständischen Ausschusses. Wenn 
Blücher schon die Vorstellungen der Immediatkommission wegen 
allzu hoher Forderungen für seine Truppen mit Schärfe und 
der berechtigten Entgegnung zurückgewiesen hatte, daß man, im 
Falle Sachsen sich anschließen werde, für alle Requisitionen Er- 
satz schaffen, im gegenteiligen Falle aber das Land als ein feind- 
liches ansehen werde, so war Stein erst recht überzeugt, daß 
ein Land, das abgesehen von anderen Leistungen 1806 an Napoleon 
6½ Million Taler gezahlt habe, jetzt ganz gut 5 Millionen auf- 
bringen könne; eine halbe Million sollte davon sofort binnen 
zehn Tagen aufgebracht werden. In der Meinung, daß Thiel- 
mann in Torgau doch nicht zu trauen sei, oder um auf 
dessen Entschließungen einen Druck auszuüben, verweigerte er 
dem von Thielmann nach Regensburg abgesandten Oberstleutnant 
von Brause, der dem König im Sinne einer entschiedeneren deutschen 
Politik Vorstellungen machen sollte, die Pässe dahin, hielt auch 
den von Regensburg kommenden Adjutanten Thielmanns auf, 
den Rittmeister von Minckwitz, der einen belobigenden Brief des
	        
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