Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Als Thielmann erschien, vermißte man auf seiner Brust das 
Kommandeurkreuz der Ehrenlegion und das der Westfälischen 
Krone. Erst gegen das Ende des Mahls erhob sich Thielmann; 
er sprach in begeisternden Worten von der Lage Deutschlands 
und der Notwendigkeit, die Fremdherrschaft abzuwerfen. Bald 
würden die Sachsen in den Reihen der Verbündeten wider den 
gemeinsamen Feind kämpfen können. Er trinke deshalb auf die 
Vereinigung des Willens ihres Königs mit dem des Kaisers von 
Rußland und des Königs von Preußen. Die folgenden Hoch- 
rufe unterbrach der General von Sahr; er rief: „Mein Herr 
General, ich habe ein Glas Wein mehr getrunken, als meine 
Gewohnheit ist, und bin also nicht in der Stimmung, mich ganz 
so auszusprechen, als ich es möchte. Ja, Herr General, wir 
werden fechten und mit der möglichsten Tapferkeit, mit den Fran- 
zosen gegen die Russen und Preußen, mit den Russen und Preußen 
gegen die Franzosen — wenn unser König will! Nichts 
von Politik.! Nur unser König soll leben!“ — Mehr- 
fach suchte sich Thielmann Gehör zu verschaffen; immer wieder 
wurde er von Sahr unterbrochen mit Rufen wie: „Heute nichts 
von Politik! — Soweit des Königs Wille reicht! — Es lebe 
der König allein!“ 
Damit war natürlich alles, was sich Thielmann so schön 
ausgedacht hatte, ins Wasser gefallen. Am folgenden Tage reichte 
Sahrer von Sahr eine Erklärung ein, die er schon am voran- 
gehenden Tage zu geben verheißen hatte; er vertrat darin noch- 
mals den Standpunkt seines unbedingten soldatischen Gehorsams, 
wozu er die ihn ehrende freimütige Erklärung fügte, daß es ihm 
allerdings sehr viel lieber sein würde, gegen als mit den Fran- 
zosen fechten zu müssen. Gleichzeitig tat er mit Steindel zu- 
sammen einen, militärisch genommen, ganz unerhörten Schritt. 
Jenes Schreiben des Königs vom 19. April hatte es Thielmann 
anheimgestellt, ob er die unbedingte Neutralität der Festung auch 
öffentlich bekannt geben wollte; Thielmann hatte es unterlassen. 
Jetzt veröffentlichten Steindel und Sahr an ihre Brigaden den 
Tagesbefehl: „Es wird der Garnison bekannt gemacht, daß Se. 
Majestät der König Ihrer Allianz mit ÖOsterreich gemäß den Be-
	        
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