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Als Thielmann erschien, vermißte man auf seiner Brust das
Kommandeurkreuz der Ehrenlegion und das der Westfälischen
Krone. Erst gegen das Ende des Mahls erhob sich Thielmann;
er sprach in begeisternden Worten von der Lage Deutschlands
und der Notwendigkeit, die Fremdherrschaft abzuwerfen. Bald
würden die Sachsen in den Reihen der Verbündeten wider den
gemeinsamen Feind kämpfen können. Er trinke deshalb auf die
Vereinigung des Willens ihres Königs mit dem des Kaisers von
Rußland und des Königs von Preußen. Die folgenden Hoch-
rufe unterbrach der General von Sahr; er rief: „Mein Herr
General, ich habe ein Glas Wein mehr getrunken, als meine
Gewohnheit ist, und bin also nicht in der Stimmung, mich ganz
so auszusprechen, als ich es möchte. Ja, Herr General, wir
werden fechten und mit der möglichsten Tapferkeit, mit den Fran-
zosen gegen die Russen und Preußen, mit den Russen und Preußen
gegen die Franzosen — wenn unser König will! Nichts
von Politik.! Nur unser König soll leben!“ — Mehr-
fach suchte sich Thielmann Gehör zu verschaffen; immer wieder
wurde er von Sahr unterbrochen mit Rufen wie: „Heute nichts
von Politik! — Soweit des Königs Wille reicht! — Es lebe
der König allein!“
Damit war natürlich alles, was sich Thielmann so schön
ausgedacht hatte, ins Wasser gefallen. Am folgenden Tage reichte
Sahrer von Sahr eine Erklärung ein, die er schon am voran-
gehenden Tage zu geben verheißen hatte; er vertrat darin noch-
mals den Standpunkt seines unbedingten soldatischen Gehorsams,
wozu er die ihn ehrende freimütige Erklärung fügte, daß es ihm
allerdings sehr viel lieber sein würde, gegen als mit den Fran-
zosen fechten zu müssen. Gleichzeitig tat er mit Steindel zu-
sammen einen, militärisch genommen, ganz unerhörten Schritt.
Jenes Schreiben des Königs vom 19. April hatte es Thielmann
anheimgestellt, ob er die unbedingte Neutralität der Festung auch
öffentlich bekannt geben wollte; Thielmann hatte es unterlassen.
Jetzt veröffentlichten Steindel und Sahr an ihre Brigaden den
Tagesbefehl: „Es wird der Garnison bekannt gemacht, daß Se.
Majestät der König Ihrer Allianz mit ÖOsterreich gemäß den Be-