Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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fehl gegeben hat, daß die Festung Torgau für niemand geöffnet 
werden soll, als auf Befehl Sr. Majestät des Königs in Gemein— 
schaft mit Sr. Majestät dem Kaiser von Osterreich.“ Damit war 
dieser Akt der Torgauer Tragikomödie zunächst geschlossen, um 
so mehr als Thielmann, der seit Rußland überhaupt nicht mehr 
fester Gesundheit war, nicht unbedenklich erkrankte. Am 3. Mai 
erhielt er ein Schreiben des Königs vom 30. April, in dem 
ihm erneut in den bestimmtesten Ausdrücken gesagt wurde, daß 
er die Festung in neutralem Stande zu erhalten habe. Am selben 
Tage hatte aber Senfft an Zezschwitz nach Dresden geschrieben: 
„Von Frankreich sind wir unwiderruflich geschieden. Tätigen An— 
teil am Kampfe können wir indes und dürfen wir nunmehr nicht 
nehmen vor Osterreich . . . . Mögen wir bald Gutes von den 
Ufern der Saale hören. Gott schütze das Land!“ 
Die von den Ufern der Saale erhofften günstigen Nachrichten 
blieben leider aus. Überhaupt sollte nicht an der Saale, sondern 
schon an der Elster die erste Entscheidung fallen. Es war höchst 
bedauerlich, daß in dem Vertrage von Kalisch Preußen in Über— 
schätzung der russischen Machtverhältnisse und um überhaupt dessen 
Bundesgenossenschaft zu erwerben, diesem die Oberleitung hatte 
zugestehen müssen. Anfangs führte Kutusow den Oberbefehl, der 
am 28. April nach kurzer Krankheit in Bunzlau starb. Er wurde 
von Wittgenstein ersetzt; freilich konnte auch dieser nicht unter 
die ersten Strategen seines Zeitalters gerechnet werden. Er er- 
schien am 26. April in Leipzig, wo er sein Hauptquartier erst in 
Lindenau, dann in Gohlis nahm. Daß er nicht die Stadt selbst 
mit Einquartierung belegte, hatte seine Ursache in einer liebens- 
würdigen Rücksichtnahme auf die Ostermesse, um die die Imme- 
diatkommission nachgesucht hatte. Auch erweckte die gute Manns- 
zucht der Russen allgemeine Befriedigung. — Blücher war schon 
am B3. April von Dresden über Freiberg und Chemnitz bis Alten- 
burg gekommen, sah sich aber hier zu untätigem Stilliegen ge- 
zwungen, weil das Hauptheer noch weit zurück war. Erst die 
Nachrichten von dem raschen Anmarsche Napoleons brachten mehr 
Energie in das verbündete Lager. Am 25. April war Napoleon 
schon bis Erfurt vorgedrungen; in seinem Gefolge befand sich
	        
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