— 724 —
vernehmen, ließ der König durch Marcolini dem Baron Serra
mitteilen, daß er in sämtliche Forderungen des Kaisers willige;
an Thielmann wurde, wie erzählt, Watzdorf abgesandt, an den
Kaiser Napoleon aber durch den General von Gersdorff ein Schrei-
ben bestellt, in dem der König seine völlige Unterwerfung be-
kundete und dem Kaiser zum Siege von Lützen gratulierte. Gers-
dorff erhielt die Weisung, falls er über die Beziehungen zu Öster-
reich ausgefragt werden sollte, zwar im allgemeinen solche zu-
öugeben; der König habe, um seinen Landen ein schonenderes Ver-
fahren seitens der Verbündeten zu sichern, eine Annäherung an
OÖsterreich für notwendig befunden; dagegen sollte er jeder wei-
teren Befragung gegenüber Unkenntnis vorschützen, vor allem aber
jede formelle Konvention mit dem Wiener Kabinett in Abrede
stellen. — Am 8. Mai langte Graf Stadion an, reiste aber,
da er sich hier nun überflüssig sah, alsbald weiter. Senffts
Verbleiben im Amte war nun natürlich nicht mehr möglich.
Auf seinen Vorschlag wurde vom König Graf Detlev Einsiedel, der
bisher Kreishauptmann zu Meißen gewesen war, zum Nachfolger
bestimmt. Die Abreise des Königs aber wurde auf den nächsten
Tag, den 9. Maij festgesetzt.
Am selben Tage erschien als Abgesandter Napolcons der
Baron von Montesquiou mit dem Austrag an Serra, dem Könige
zunächst Erklärungen über den Traktat mit OÖsterreich abzuver-
langen; Metternich habe einen solchen dem Grafen Narbonne
gegenüber in Abrede gestellt und behauptet, der König von Sachsen
sei samt dem sächsischen Hofe ohne des Wiener Kabinetts Vor-
wissen wie eine Bombe in Prag eingefallen; so sehr der Kaiser
nun Freundschaft und Nachsicht für den König empfinde, so müsse
er doch, weil die Ereignisse drängten, eine schnelle Entscheidung
verlangen; binnen sechs Stunden sollte sich der König über sol-
gende Punkte erklären: ob er den General Thielmann zur Off-
nung von Torgau den Befehl und den sächsischen Truppen die
Ordre zum. Anschluß an das 7. Korps Reyniers geben wolle;
ferner ob der Anschluß der in Böhmen befindlichen sächsischen
Kavallerie sofort geschehen würde; drittens ob der König Mit-
glied des Rheinbundes bleiben und den damit verbundenen An-