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forderungen gewissenhaft nachkommen wolle; endlich daß er mit
keiner Macht eine den Prinzipien des Rheinbundes widersprechende
Verbindung unterhalte. Würden diese Punkte vom Könige nicht
bewilligt werden, so werde ihn der Kaiser als der Felonie schuldig
seiner Regierung entsetzen. Nun, es hatte damit keine Not mehr!
Der König willigte in alles und nachdem die entsprechenden Akten-
stücke niedergeschrieben und unterzeichnet waren, schrieb er auch
einen entschuldigenden Brief an den Kaiser von Österreich. Von
diesem langte am 11. Mai Langenau mit der abgeschlossenen
Militärkonvention an, die nun freilich völlig gegenstandslos ge-
worden war; er war tief erschüttert von dem ungeahnten Um-
schwung der Dinge und trat alsbald aus dem sächsischen Dienst
in den österreichischen über. Schon am Tage vorher, am 10. Mai
in der 9. Morgenstunde, hatte der König mit seinen beiden
Kürassierregimentern Prag verlassen.
Des Königs Haltung wurde allerdings nicht nur durch die
Furcht vor Napoleon bestimmt, sondern auch durch die mora-
lischen Bedenken dieses übergewissenhaften Fürsten: er sah sich
durch des Kaisers schonungsvolles Auftreten im Jahre 1806 zu
Dank verpflichtet, er hatte mit ihm ein Bündnis geschlossen und
fand es unehrenhaft, in dem Augenblicke, wo der große Allüerte
in Not gekommen schien, ihn im Stiche zu lassen. Es war die
Politik des ehrlichen Mannes, wie der Minister von Gutschmid
früher einmal die politische Richtung des damaligen Kurfürsten
gekennzeichnet hatte. Senffts Pläne anderseits kann man nicht
umhin als klug anzuerkennen, wenngleich sie den Anforderungen
des Patriotismus mit nichten entsprachen. Er erreichte zunächst
eine sonst nicht zu erwartende Schonung des Landes durch die
Alliierten, seine Verbindung mit Osterreich sicherte Sachsen von
vornherein seinen Bestand und nach dem Abschluß des Krieges
als Ersatz für das noch unter Rußland, Preußen und Österreich
zu teilende Herzogtum Warschau sogar eine Vergrößerung durch
die reußischen und anhaltinischen Lande. Nach Senffts Schreiben
vom 30. April an Zezschwitz konnte an Sachsens Haltung, nach-
dem einmal der Vertrag mit Österreich unterzeichnet war, auch
eine Niederlage der Verbündeten nichts mehr ändern. Indem