Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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forderungen gewissenhaft nachkommen wolle; endlich daß er mit 
keiner Macht eine den Prinzipien des Rheinbundes widersprechende 
Verbindung unterhalte. Würden diese Punkte vom Könige nicht 
bewilligt werden, so werde ihn der Kaiser als der Felonie schuldig 
seiner Regierung entsetzen. Nun, es hatte damit keine Not mehr! 
Der König willigte in alles und nachdem die entsprechenden Akten- 
stücke niedergeschrieben und unterzeichnet waren, schrieb er auch 
einen entschuldigenden Brief an den Kaiser von Österreich. Von 
diesem langte am 11. Mai Langenau mit der abgeschlossenen 
Militärkonvention an, die nun freilich völlig gegenstandslos ge- 
worden war; er war tief erschüttert von dem ungeahnten Um- 
schwung der Dinge und trat alsbald aus dem sächsischen Dienst 
in den österreichischen über. Schon am Tage vorher, am 10. Mai 
in der 9. Morgenstunde, hatte der König mit seinen beiden 
Kürassierregimentern Prag verlassen. 
Des Königs Haltung wurde allerdings nicht nur durch die 
Furcht vor Napoleon bestimmt, sondern auch durch die mora- 
lischen Bedenken dieses übergewissenhaften Fürsten: er sah sich 
durch des Kaisers schonungsvolles Auftreten im Jahre 1806 zu 
Dank verpflichtet, er hatte mit ihm ein Bündnis geschlossen und 
fand es unehrenhaft, in dem Augenblicke, wo der große Allüerte 
in Not gekommen schien, ihn im Stiche zu lassen. Es war die 
Politik des ehrlichen Mannes, wie der Minister von Gutschmid 
früher einmal die politische Richtung des damaligen Kurfürsten 
gekennzeichnet hatte. Senffts Pläne anderseits kann man nicht 
umhin als klug anzuerkennen, wenngleich sie den Anforderungen 
des Patriotismus mit nichten entsprachen. Er erreichte zunächst 
eine sonst nicht zu erwartende Schonung des Landes durch die 
Alliierten, seine Verbindung mit Osterreich sicherte Sachsen von 
vornherein seinen Bestand und nach dem Abschluß des Krieges 
als Ersatz für das noch unter Rußland, Preußen und Österreich 
zu teilende Herzogtum Warschau sogar eine Vergrößerung durch 
die reußischen und anhaltinischen Lande. Nach Senffts Schreiben 
vom 30. April an Zezschwitz konnte an Sachsens Haltung, nach- 
dem einmal der Vertrag mit Österreich unterzeichnet war, auch 
eine Niederlage der Verbündeten nichts mehr ändern. Indem
	        
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