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also König Friedrich August sich, seine Armee und sein Land
bedingungslos dem Sieger von Lützen auslieferte, vernichtete er
damit für Sachsen eine hoffnungsvolle Zukunft, deren es sich
bei größerer Festigkeit und schärferem politischen Blick seines Herr—
schers hätte erfreuen können.
Ungehindert langte der König bis an die Landesgrenze. Es
hätte nahe gelegen, ihn österreichischerseits aufzuheben; aber die
Dinge vollzogen sich für solche Entschlüsse zu schnell. Er wurde
an der Grenze von dem Adjutanten des Kaisers, General
Flahaut, und einer Abteilung der kaiserlichen Garde zu Pferd
begrüßt und bis Groß-Sedlitz geleitet, wo der König noch einmal
vor seiner Rückkehr in die Hauptstadt übernachtete. Von da ging
es am 12. Mai nach dem königlichen Schlosse im großen Garten,
an dessen südöstliches Ende sich die Ortschaft Gruna anschließt.
Hier erwartete ihn der Kaiser. Dem reuig Zurückkehrenden be-
gegnete er mit ostentativer Güte, indem er ihn vor der herbei-
geströmten Menge umarmte. Seinem Gesandten in Wien ließ
er von diesem Empfange folgenden Bericht zugehen: „Der Kaiser
hat den König gut behandelt. Sie denken daran, daß Se. Mjestät
nicht mit ihm zufrieden war; aber Sie hat ihm verziehen. Die
Meinung des Kaisers und jedermanns ist übrigens, daß dieser
Fürst verführt worden ist, aber daß er doch der beste und treueste
Freund des Kaisers geblieben ist.“ — Dann hielten die beiden
unter Glockengeläut und Kanonendonner ihren Einzug durch die
Reihen der Spalier bildenden französischen Truppen. Die am
Portale des Schlosses aufgestellten Vertreter der Stadt redete
der Kaiser folgendermaßen an: „Magistrat, liebt euern König!
Seht in ihm den Retter Sachsens! Wäre er seinem Worte weniger
getreu, wäre er kein so redlicher Bundesgenosse gewesen, hätte er sich
in die Absichten Rußlands und Preußens verstricken lassen, so wäre
Sachsen verloren gewesen, ich würde es als ein erobertes Land
behandelt haben. Meine Armee wird durch Sachsen nur durch-
marschieren und ihr werdet bald von den Beschwerden, die ihr
jetzt zu ertragen habt, befreit werden. Ich werde Sachsen gegen
alle meine Feinde verteidigen und beschützen!“ 4
Trotz dieser schönen Versicherungen machte sich die auf dem